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daß diese nicht durchzuführen ist. Ich bedürfte dazu des festen
Willens des Königs, und der will eben nicht. Frankreich
und Rußland sind nicht dagegen, und England würde sich be-
quemen. Nur Oesterreich fordert große Gegenkonzessionen
(Venedig), die ich nicht geben will. Ich bin von Anfang an
den Augustenburger Ansprüchen nicht feindlich gewesen und
habe bei dem Erreichbaren in erster Linie an sie gedacht.
ANuch jetzt bin ich mehr für Herzog Friedrich als für den Groß-
herzog von Oldenburg, obgleich ich mir des letzteren Vorzüge
für Preußen wegen der russischen Verhältnisse, wegen des
Gewinnens von Birkenfeld — während Oldenburg an den
Herzog Friedrich fallen würde — nicht verhehle. Aber ich
bin doch für letzteren, und zwar nicht blos aus rechtlichen Grün-
den. Diese dürfen meiner Meinung nach nicht allein den
Ausschlag geben. Wenn die Herzogtümer an die Großmächte
abgetreten sein würden, so ließe sich auch das politische Moment
mehr hervorkehren und das Land von diesem gemischten Stand-
punkt aus dem Herzog übergeben.
Das Staatsgrundgesetz ist mir schon recht; ich glaube
aber dem Lande und seinem Fürsten einen Dienst zu tun,
wenn via kacti über mancherlei rechtliche und andere Bedenken
hinweggeholfen würde; jedoch kommt es mir darauf gar nicht
an. Ebenso lege ich kein Gewicht auf militärische und diplo-
matische Konventionen, auch weniger auf Bundesfestung und
Zollverein. Ich fordere nur maritime Vorteile: eine Kon-
vention, einen Kanal mit Strompolizei nach Art der Rhein-
schiffahrtspolizei und Kriegshäfen mit einem Territorium groß
genug, um ihnen als Festung Bedeutung zu geben. Das
Hörup-Haff ist zu exponiert, Kiel zwar der beste Hafen, aber
bei ihm der Kanal nur mit Schleusen möglich: Eckernförde er-
scheint als geeigneter Punkt.
Oesterreich besteht darauf seine Kriegskosten bezahlt zu
bekommen; für Preußen dagegen bin ich zu verzichten bereit,
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band l. 9