Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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diplomatique in zwei langen Artikeln über die Erbfolge in 
den Herzogtümern und über die Erbkonvention des herzog- 
lichen Hauses Sonderburg für ihn eingetreten, haben eine 
Menge geschichtlicher und völkerrechtlicher Zitate angeführt und 
Ihre Argumente mit einem großen Aufwande von Dialektt- 
unterstützt, die mich zwar außerordentlich interessiert, aber 
durchaus nicht überführt hat, und zwar um so weniger, als 
die Aussprüche unsers Kronsyndikats Ihren Behauptungen 
und Folgerungen entgegenlaufen. Sie verlangen, daß Preu- 
ßen, um die Nord= und Ostseeküsten zu schützen, einen Herrscher 
von Schleswig-Holstein und ein Herzogtum kreieren soll, das 
zu schwach ist, jener früher oder später herantretenden Not- 
wendigkeit eines Küstenschutzes gegen einen oder mehrere Feinde 
zu genügen? Sie wollen also Preußens Kräfte zu Gunsten 
dieses kleinen Landes, dessen Herzog nach Ihren historischen, 
von anderer Seite bestrittenen Deduktionen zu schwach ist, sich 
und des übrigen Deutschlands Handel und Gebiet zu schützen, 
in Anspruch nehmen? Doch wir sind ja von dem eigentlichen 
Zweck Ihres Besuches abgekommen, denn Sie haben die Reise 
von Paris nach Berlin wohl nicht unternommen, um mit mir 
über die Erbfolge in den Elbherzogtümern zu sprechen.“ 
Dr. Wollheim: „Ich komme im Auftrage der Agence 
Havas, um auch die preußische Regierung zu vermögen, mehrere 
Abonnements auf die lithographierte Korrespondenz zu neh- 
men, die, wie ja allgemein bekannt, durch ihre Verbindungen 
und dadurch, daß alle Blätter sie benutzen, von großer Wich- 
tigkeit ist.“ 
  
eine Audienz bei Bismarck bewilligt erhalten, deren Verlauf Woll- 
heim in einer Weise schildert, daß immerhin Zweifel über die 
Zuverlässigkeit seines Referats aufstoßen. Danach streifte das Ge- 
spräch zuerst Italiens Wunsch, einen zweiten Teil des Dramas 
von 1859 aufzuführen, Oesterreichs Politik in Italien, die Cession 
Venctiens gegen eine Kompensation vermittelst anderweitigen 
Territorialbesitzes oder gegen Geld. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band I. 10
	        
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