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Bismarck: „Ich mache mir zwar aus der Presse nicht
viel, will aber zugeben, daß die Sache doch vielleicht nicht
ganz ohne politischen Nutzen sein kann. Ich bin deshalb
bereit, auf einige Exemplare zu abonnieren; auf wie viele,
das bereden Sie mit Herrn von Keudell, in dessen Gebiet diese
Preßsachen fallen.“
Im Laufe der weiteren Unterredung bemerkte Wollheim,
daß er sich zu demselben Zwecke zunächst nach Wien begeben
werde.
Bismarck: „Kennen Sie den Herrn Minister des Aus-
wärtigen in Wien?“
Wollheim: — „Ich habe nicht die Ehre, hoffe aber auch
von ihm eben so gütig wie von Eurer Exzellenz in der
Angelegenheit, die mich nach Wien führt, empfangen zu
werden.“ — "6“
Bismarck: „Sie sind aber doch sonst mit Herren
vom auswärtigen Amt dort gut bekannt?“
Wollheim: „Das kann ich nicht in Abrede stellen.“
Bismarck „Wohl denn, so erweisen Sie mir die Ge-
fälligkeit, den Herren in Wien Folgendes in meinem Namen
zu sagen: „Sie wüßten nicht, was sie wollten; ich aber,
ich wüßte recht wohl, was ich will, und würde es ihnen schon
zeigen.“
Berlin, den 12. Februar 1865.
Unterredung mit dem Geh. Rat Max
Dunker, betreffend die schleswig-holsteinische
Frage.)
Bismarck sprach sich für den Herzog Friedrich günstig
aus, wohl zu dem Zwecke, daß der Kronprinz nicht den Ein-
druck des österreichischen Drängens auf den König verstärken
sollte. „Annektieren kann ich jetzt ebensogut, wie im letzten
*) Nach einer Aufzeichnung Dunkers vom 14. Febr. 1365