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Nachdem dies geschehen, brachte Bismarck selbst die allgemeine
Politik, Schleswig-Holstein auf das Tapet und bezeichnete
die Annexrion als die einzige vernünftige Lösung der Frage.
Duncker machte auf die Schwierigkeiten dieser Lösung
aufmerksam und sprach zunächst von denen, die von Frankreich
ausgehen könnten.
Bismarck erwiderte: „Ich kann dem dadurch begegnen,
daß ich in den Tuilerien geltend mache, daß die Sache eben
durchgeführt werden muß, und wenn ich sie nicht mit Frank-
reich machen kann, dann muß ich sie eben mit Oesterreich
machen.“
Duncker ging alle verschiedenen Kombinationen von
Schwierigkeiten durch, die sich ergeben könnten, und kam
zuletzt auf den Fall, daß niemand für die Annexion gewonnen
werden könne, daß alles sich dagegen erkläre.
Bismarck wußte immer Rat und sagte in Beziehung
auf den letzten Fall: „Dann bleibt nichts übrig, dann muß
die Nationalitäten-Frage in dem größten Maßstab aufgenom-
men werden.“
Duncker erwiderte, das wäre allerdings ein Ausweg,
„aber das glaubt Ihnen niemand!“
Bismarck: „Das kann freilich sein, aber wenn es niemand
glaubt, dann trete ich zurück, und ein anderer macht die Sache:
einer von Ihrer Couleur!“
Berlin, den 13. März 1865.
Unterredung mit dem hanseatischen Mini-
ster-Residenten in Berlin, Gessken, betref-
fend Preußens Vorgehen in den Elbher-
zogtümern.)
Bismarck besprach bei der Zigarre mit Geffken die schles-
wig-holsteinische Frage und erklärte demselben, daß er Post
und Telegraphie in den Elbherzogtümern, nun er sie einmal
in dem Besitz habe, nicht wieder herausgeben werde.
*) Theodor von Bernhardi a. a. O., Bd. VI S. 183.