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Baden-Baden, Ende August oder anfangs Sept. 1865.
Unterredung mit dem badischen Minister
Freiherrn von Roggenbach, betreffend die
schleswig-holsteinische Frage.“)
Roggenbach erinnerte Bismarck an die früheren Ver-
heißungen zu Gunsten des Herzogs Friedrich, auf die er —
Roggenbach — sein Vertrauen gesetzt hatte. Er machte alles
geltend, was für Schleswig-Holstein gesagt werden konnte:
er verhehle nicht, daß die Annexion, weil dem Willen der
Bevölkerung widerstrebend, eine schlechte Basis für die deutsche
Zukunft Preußens sei. Nichts machte auf Bismarck Eindruck.
Merseburg, zwischen den 17. und 23. Sept. 1865.
Unterredung mit dem Kronprinzen, betref-
fsend die Herzogtümerfrage.“)
Der Kronprinz: „Wollen Sie denn annektieren?“
Bismarck: „Womöglich ja, aber einen europäischen Krieg
fange ich deshalb nicht an.“
Der Kronprinz: „Wenn dieser aber droht?“
Bismarck: „Nun, dann beschränke ich mich auf die Fe-
bruarforderungen.“
Der Kronprinz: „Wenn man diese aber nicht einräumt?“
Bismarck: „Für diese braucht Preußen keinen Krieg zu
fürchten; die Februarforderungen sind unser Ultimatum.“ —
Der Kronprinz: „Und wie steht es mit Herzog
Friedrich?“ —
Bismarck: „Wie gerade die Karten liegen.“ —
Schließlich nahm das Gespräch einen sehr leidenschaftlichen
Charakter an.
*) Nach Samwer a. a. S. 512. Bismarck hielt sich in
Baden vom 30. August bis 6. September auf.
**7) Ulrich von Stosch, Denkwürdigkeiten des Generals und
Admirals Albrecht von Stosch, 3. Auflage, Stuttgart, Deutsche
Verlagsanstalt, S. 64.