Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Berlin, Mitte November 1865. 
Unterredung mit dem italienischen Gesand- 
ten in Berlin, Grafen Barral, betreffend 
den Handelsvertrag mit Italien. 
Nachdem Bismarck bereits am 3. November 1865 in 
Paris mit dem Chevalier Nigra den Abschluß eines Handels- 
vertrages des Zollvereines mit dem Königreich Italien be- 
sprochen hatte — der italienische Gesandte war von dem drin- 
genden Wunsch beseelt, die Angelegenheit einer Regelung zuge- 
führt zu sehen, ohne daß er indes eine Form dafür anzugeben 
vermochte — nahm Bismarck nach der Rückkehr nach Berlin 
alsbald die Verhandlungen mit dem italienischen Gesandten 
in Berlin dem Grafen Barral wieder auf. 
Barral: „Ich schlage vor, die Sache in der Weise zu be- 
handeln, daß der Vertrag unterzeichnet wird, die Wirksamkeit 
bald nach der Rückkehr von Biarritz eine Unterredung mit dem 
österreichischen Gesandten Grafen Chotek. Bismarck erhob gegen 
denselben eine Reihe von Vorstellungen und Beschwerden, die der 
Gesandte eines großen Staates eigentlich nicht anhören durfte; 
er kritisierte namentlich den Legationsrat von Braun scharf, welchen 
Kaiser Franz Joseph zum Kanzleichef des Kaiserlichen Kabinetts 
ernannt hatte. — Am 29. November 1865 reiste Bismarck nach 
Lauenburg. Bei Gelegenheit einer Zusammenkunft mit dem Ge- 
neral Manteuffel in Hamburg wurden vorhergehende Differenzen 
derselben beseitigt. Nach einer Mitteilung Samwer's an Mohl 
(1. XII. 65) sagte Bismarck „Manteuffel sitzt da oben nahe am 
Feuer und es wird ihm nachgerade warm. Es ist schwer, jemand 
von serne zu leiten und ich habe meine liebe Not mit ihm 
gehabt, aber er scheint jetzt im rechten Geleise.“" Nach Memol 
„L'Allemagne nouvelle“ — einer Quelle, welche keine Zuver- 
läßlichkeit beanspruchen kann — soll Bismarck im Jahre 1865 
(Ort und Zeit ist nicht angegeben) geäußert haben: 
„Nehmen Sie England so, wie es ist, nicht was es war 
oder was es später sein kann. Während wir Kasernen bauten, 
hat es nur Handelshäuser gebaut. Es wäre verständig ge- 
wesen, beides zu tun. Es folgt aber daraus, daß es in einem 
kontinentalen Kriege ebenso ohnmächtig sein wird wie Belgier.“ 
 
	        
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