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Bismarck legte den Herren sodann ans Herz, auch beim
Finanzminister v. Bodelschwingh sowie bei dem Handelsminister
Grafen v. Itzenplitz vorzusprechen und versprach, diese Herren
über ihren Besuch verständigen zu lassen. Er fügte aber
gleichzeitig bei, daß dieselben beim Finanzminister schwerlich
geneigtes Gehör finden würden. Dieser werde es vielmehr
ablehnen, Gelder zum Bau einer im Ausland liegenden Bahn
herzugeben, solange in Preußen selbst noch so viele berechtigte
Begehren nach neuen Eisenbahnlinien unbefriedigt bleiben müß-
ten. Die Herren müßten sich daher auf einen negativen Be-
scheid gefaßt machen und fatalerweise gebe es im Minister-
kollegium keine Mehrheitsbeschlüsse, mit deren Hilfe die
Weigerung des Finanzministers unwirksam gemacht werden
könnte. Auf Stolls Frage, wie in diesem Falle der Konflikt
zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Finanzminister seine
Lösung finden könne, antwortete Bismarck mit Humor: „Je
nun, dann kommt es eben darauf an, wer von uns beiden
den König am stärksten am Rockschoß zieht“, worauf Stoll
lachend entgegnete: „Dann sind wir vollkommen beruhigt !“)
Berlin, den 9. März 1866.
Unterredung mit dem sächfischen Gesand-
ten in Berlin, Grafen Hohenthal, betreffend
die Kriegsgefahr.?)
Bismarck speiste bei Hohenthal und hatte nach Tisch
mit ihm eine Konversation. Sie konnte dahin zusammenge-
*) Nach der Konseil-Sitzung am 28. Februar 1866, in
welcher die drohende Lage mit Oesterreich erörtert wurde, hatte
Bismarck abends eine lange Unterredung mit dem Gouverneur
von Schleswig, General von Manteuffel, über welche nichts nä-
heres bekannt ist, wobei aber jedenfalls die Maßregeln für den
Fall des Konfliktes mit Oesterreich besprochen worden sind.
cs. Benedetti, Ma Mission S. 38.
"“.) Dr. Paul Hassel, König Albert von Sachsen, Bd. II
S. 220.