Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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viel zu fürchten, da ich Oesterreich für einige Zeit zu be- 
schäftigen gedenke ..Was nun Preußen betrifft, so sieht 
es sich in die schwierigste Situation von allen versetzt: wegen 
seiner politischen und geographischen Lage hat es sich stets 
von der orientalischen Frage ferne gehalten und nur seine 
Stimme im Rate der Großmächte geltend gemacht. In die- 
sem speziellen Falle aber müßte ich, als preußischer Minister- 
präsident, gegen Sie stimmen, so schwer mir das auch fallen 
würde, denn ich dürfte im gegenwärtigen Augenblick keinen 
Bruch mit Rußland herbeiführen und unser Staatsinteresse 
nicht zu Gunsten des Familieninteresses engagieren. Durch 
eigenmähtiges Handeln von seiten Eurer Durchlaucht würde 
der König aber aus der für ihn peinlichen Situation herausge- 
langen, und ich bin überzeugt, daß er dieser Idee, die ich ihm 
gerne mündlich mitteilen würde, wenn er mir die Ehre seines 
Besuches schenken wollte, nicht abgeneigt sein würde, obwohl 
er als Familienoberhaupt seine Zustimmung nicht geben dürfte. 
— Sind Eure Durchlaucht einmal in Rumänien, so wird die 
Frage bald gelöst sein, denn wenn Europa sich einem fait 
accompli gegenüber sieht, werden die zunächst beteiligten 
Mächte zwar protestieren, aber ein Protest steht auf dem 
Papier und die Tatsache wird nicht mehr rückgängig zu 
machen sein.“ 
Den Einwand des Prinzen, daß Rußland und die Pforte 
offensiv auftreten könnten, ließ Bismarck nicht gelten. „Aus 
Gewaltmaßregeln würden namentlich für Rußland die schwer- 
sten Folgen entstehen können. Ich würde aber Eurer Durch- 
laucht raten, vor Ihrer Abreise dem Kaiser von Rußland einen 
eigenhändigen Brief zu schreiben, in welchem Sie aussprächen, 
daß Sie in Rußland Ihren mächtigen Beschützer sähen und 
daß Sie mit Rußland dereinst die orientalische Frage lösen 
zu können hofften. — Auch ließe eine Familienverbindung.
	        
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