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Bei dieser Lage der Sache beharre ich bei der Ansicht, die
ich kürzlich dem Prinzen gegenüber ausgesprochen habe: „So-
fort die Wahl annehmen, zunächst nach Paris gehen, von da, mit
Rückhalt an Kaiser Napoleon nach Bukarest, schleunigst dem
Kaiser Alexander schreiben und das russische Heiratsprojekt
andeuten. Ist Rußland gewonnen, dann ist alles gewonnen,
und das gewaltsame Eingreifen der einen oder anderen Ga-
rantiemacht nicht mehr zu befürchten. Was die Zustimmung
des Königs betrifft, so kann dieselbe jetzt natürlich nicht
erfolgen, aber einem fait accompli gegenüber wird sie schließ-
lich nicht versagt werden können. Ob Prinz Karl die Kraft
und Entschlossenheit in sich fühlt, die Frage auf diese einzige
Erfolg verheißende Weise zu lösen, das muß er selbst entscheiden.
Jeder andere Weg bietet keine Aussicht, denn schließlich werden
die Mächte sich auf einen einheimischen Fürsten einigen und die
Rumänen sich fügen.“
Berlin, zwischen dem 23. und 27. April 1866.
Unterredung mit dem rumänischen Diplo-
maten J. Balacean, betreffend die Wahl
des Prinzen Karl zum Fürsten von Ru-
mänien.)
Bismarck erklärte dem rumänischen Diplomaten: „Weder
der König noch die preußische Regierung kann den Prinzen Karl
verhindern, die ihm angebotene Krone anzunehmen. Was
das fait accompli betrifft, so neige ich sehr zu diesem Aus-
wege und nehme durchaus keinen Anstand, mich für diesen
modus procedendi auszusprechen. Einem ernstlichen Willen
in dieser Richtung wird auch der König nicht entgegentreten
können, wenn der Prinz zugleich die Verzichtleistung auf seine
verwandtschaftliche Stellung ausspricht.“
*) Aus dem Leben Karls von Rumänien, Bd. I S. 22.