Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 181 — 
jener Zeit geglaubt habe, daß die freundschaftlichen Gesinnungen 
an maßgebender Stelle erschüttert sind, so haben sich doch 
Einflüsse Bahn gebrochen, die Preußen nicht freundschaftlich 
gesonnen sind; diese Richtung hat namentlich ihren Einfluß 
auf die Presse ausgedehnt und in derselben Ausdruck ge- 
funden. 
Ich will nicht behaupten, daß jene Auslassungen und 
Beleuchtungen der Presse von maßgebender Stelle direkt aus- 
gegangen sind, aber doch von einflußreicher untergeordneter 
Stelle ist ein solcher Einfluß geübt worden. Dies kann leicht 
bewiesen werden. Einen öffentlichen Beweis finde ich in den 
wiederholten Veröffentlichungen des entstellten Inhalts ver- 
traulicher Depeschen durch dieses oder jenes Werkzeug der 
Presse. 
Das Berliner Kabinett hat, als es den hiesigen Ver- 
treter Oesterreichs auf diese Uebelstände wiederholt aufmerk- 
sam gemacht hat, keinen Anklang gefunden, so daß man 
gewissermaßen alles dasjenige, was man bis dahin unter- 
geordneten Personen zugeschrieben hatte, den Regierungsvor- 
ständen hat zur Last legen müssen. Das Ver- 
trauen, welches man bis dahin zu den maßgebenden 
Personen gehabt hat, ist dadurch tief erschüttert wor- 
den und somit ist die fortgesetzte feindliche Haltung 
der offiziösen österreichischen Presse die Hauptursache der 
bis beinahe zum Bruche gesteigerten Spannung geworden. 
Das Vertrauen ist aber eine Notwendigkeit für eine intime 
Allianz, und der Wegfall desselben hat in der Depesche vom 
26. Januar d. J.“) Ausdruck gefunden. Man hat dem tieferen 
Sinne dieser Depesche in Wien entweder keine Wichtigkeit 
beigelegt, oder ihn nicht verstehen wollen, und ich bin erst 
später, als die intimen Beziehungen zu einander aufgehört 
hatten, von dem Grafen Karolye gefragt worden, wie man 
  
*) Sybel, a. a. O. Bd. IV S. 56.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.