Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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denn eigentlich zu einander stehe, worauf ich erklärt habe: 
Wie zwei gewesene Freunde, die kein rechtes Vertrauen mehr 
zu einander haben und von denen sich jeder nach neuen und. 
raenderen Freunden umsehen kann und umsehen muß. Wir 
sind Italien und Frankreich gegenüber keine Verbindlichkeiten 
eingegangen, die uns in unserer freien Bewegung hindern, aber 
die politische Situation weist uns auf diese Allianz hin, wenn 
uns Oesterreich bedroht oder wenn das gegenseitige Vertrauen 
erschüttert ist, was bisher diese Allianz zusammenhielt. Wir 
warten ab, ohne etwas zu tun, wir schweigen. Wie ist aber 
unser Abwarten von Oesterreich benutzt worden? Man zog 
ohne jede Provokation unsererseits Regimenter nach Böhmen 
und an die schlesische Grenze. Unter diesem Verhältnis fehlt 
eben das Vertrauen zu dem österreichischen Gouvernement, 
um einen Vorschlag") zu proponieren oder zu akzeptieren, den 
wir in einem früheren Stadium mit Freude und Zuversicht 
auf die Durchführung erwartet und unterzeichnet hätten. 
Welche Bürgschaften können Sie uns geben, daß, wenn etwas 
derartiges unterzeichnet werden soll, man nicht im letzten Mo- 
ment zurücktritt und daß man das natürliche politische Verhält- 
nis zu Italien und Frankreich alteriert? Haben wir nicht 
bei den Gesinnungen, die sich in Oesterreich dokumentieren, 
zu befürchten, daß man ein solches Instrument gebrauchen 
werde, um uns zu isolieren. Nichtsdestoweniger verkenne ich 
*) Der Gablenz'sche Vorschlag lief im wesentlichen darauf 
hinaus: Die Souveränitätsrechte auf die Herzogtümer erhält der 
Prinz Friedrich Karl oder ein anderer von der Krone Preußens 
zu bestimmender Prinz. Mit der Krone Preußens ist die Sou- 
veränität der Herzogtümer auf immer unvereinbar. Die Herzog- 
tümer zahlen an Oesterreich eine Kriegsentschädigung von 20 Mil- 
lionen Taler. Preußen erhält den Kieler Hafen und zahlt dafür 
an Oesterreich 10 Millionen Taler. Rendsburg wird Bundesfestung 
von Preußen besetzt, Rastatt erhält österreichische Besatzung. Hin- 
zuarbeiten ist auf eine Reform des Bundes und eine dauernde 
Allianz zwischen Oesterreich und Preußen. 
 
	        
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