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Bernhardi: „Wenn Roggenbach an Bennigsen schriebe,
daß die preußischen Reformvorschläge von der liberalen Partei
aufgenommen und unterstützt werden müßten — wie über-
haupt die auswärtige Politik Preußens, das würde be-
deutenden Eindruck machen und könnte von großem Nutzen
sein.“
Bismarck versprach Roggenbach dazu zu veranlassen. —
Von den Italienern sprechend meinte Bismarck, dieselben seien
etwas zu hitzig, sie wollten etwas zu rasch zu Werke gehen.
Berlin, den 1. Mai 1866.
Unterredung mit dem sächsischen Gesand-
ten in Berlin, Grafen Hohenthal, betref-
fend Preußens kriegerisches Vorgehen gegen
Sachsen.)
Am 28. April hatte Preußen die sofortige Abrüstung
Sachsens verlangt, widrigenfalls der König von Preußen
sich gezwungen sehen würde, entsprechende militärische Maß-
regeln gegen Sachsen zu ergreifen. Die sächsische Antwort
vom 29. April schlug dem preußischen Kabinett die Ein-
leitung weiterer Verhandlungen in Frankfurt vor, damit ihr
Gelegenheit gegeben werde, die Rechtfertigung gegen den Vor-
wurf feindseliger Absichten zu vervollständigen. Sie behielt
sich vor, aus eigener Initiative zu diesem Mittel ihre Zu-
flucht zu nehmen, und erklärte, daß sie sich glücklich schätzen
würde, wenn das friedliche Beispiel der Nachbarstaaten ihr die
Mögglichkeit gewährte, die bisher ins Leben gerufenen Maß-
regeln rückgängig zu machen.
Mit raschem Blick die Note überfliegend, die Hohen-
thal dem durch einen schweren Krankheitsfall an das Lager
gefesselten Ministerpräsidenten übergeben hatte, erklärte er
*) Dr. Paul Hassel „König Albert von Sachsen“, Bd. II
S. 231; zu vgl. auch die Darstellung in Friesens „Erinnerungen“,
Bd. II S. 142.