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den Inhalt derselben für nicht zufriedenstellend. Den Ereig-
nissen vorgreifend, betrachtete Bismarck das Einverständnis
zwischen Sachsen und Oesterreich bereits als eine vollendete
Tatsache; nach seinen eigenen Worten sah er in der sächsischen
Armee „die präsumtive Spitze des österreichischen Angriffs“.
„Wie Oesterreich gegen Italien rüstet, so rüsten wir gegen
Sachsen, es bleibt nichts anderes übrig, als Truppen an der
sächsischen Grenze aufzustellen, — was diese dann tun werden,
ist eine Sache für sich.“
Berlin, den 2. Mai 1866.
Unterredung mit ebendemselben, betreffend
die Politik Sachsens. )
Bismarck begann das Gespräch mit der Erklärung, daß
er die Fortsetzung der diplomatischen Korrespondenz für er-
folglos halten müsse, dann — lenkte er auf ein anderes Ka-
pitel ein. Er beleuchtete noch einmal die Vorteile, die dem
sächsischen Staate aus dem angebotenen Bündnis mit Preußen
erwachsen sein würden. Die Bemühungen Hohenthals, die
bundesrechtliche Stellung Sachsens zu verteidigen, schnitt Bis-
marck zuletzt mit dem Worte ab: „Oesterreich selbst hat sich
durch die drohende Aufstellung seiner Truppen von der Be-
obachtung der bundesgesetzlichen Bestimmungen losgesagt.“
Berlin, den 5. Mai 1866.
Unterredung mit dem Fürsten Karl Anton
von Hohenzollern, betr. die Wahl seines
Sohnes zum Fürsten von Rumänien.““)
Fürst Karl Anton suchte Bismarck, der durch sein Fuß-
leiden noch immer an das Zimmer gefesselt war, auf. Der-
selbe hielt an seiner früher geäußerten Ansicht fest und wollte
*) Dr. Paul Hassel „König Albert von Sachsen“, Bd. II
Seite 232 f.
**) Aus dem Leben Karls von Rumänien, Bdl 1 S. 27.