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offiziellen Blätter mitten in der heutigen Krise, worauf Bis-
marck jede Verantwortlichkeit für die ministeriellen Blätter
zurückwies. Bismarck war schroff, blaß, leidenschaftlich erregt,
freundliche Worte kamen nicht vor. Als er schon kurz abge-
brochen, warnte Gerlach noch mit einigen bestimmten Worten
vor dem tief verderblichen Kriege, nannte Bismarck Ol-
mütz als mit sein Werk, und bat ihn um Festhalten per-
sönlicher Freundschaft mit ihm für künftige Zeiten.
Gerlach hatte auch die Buhlereien mit den Linken
berührt.
Bismarck erwiderte: „Ich kann mir Umstände denken,
unter denen ich liberale Minister empfehle. Mir wäre es
einerlei gewesen, wenn Blind mich getötet hätte. — Ich mache
meine Sache mit Gott allein ab, nicht mit Freunden oder
Parteigenossen.“)
Berlin, den 26. Mai 1866.
Unterredung mit dem Dänen Julius Han-
sen, betreffend die politische Lage; Unmög-
lichkeit der Abtretung eines deutschen Ge-
bietsteils an Frankreich.“?
Der Däne Julius Hansen erhielt auf sein Nachsuchen,
abends halb 9 Uhr, eine Audienz von Bismarck bewilligt.
*) Der Präsident Gerlach, der bereits seit längerer Zeit
Groll gegen Bismarck hegte, gefiel sich, in seinem Tagebuch (Ck.
Bd. II S. 273) allerlei, wie er selbst zugeben muß, auf „burschi-
koser Petulanz“ beruhende Redensarten Bismarcks anzuführen,
zum Beispiel die Aeußerung gegenüber dem Minister von Bodel-
schwingh: „wenn ich nicht lügen soll, kann ich nicht fertig
werden“, wogegen Bodelschwingh den schärfsten sittlichen Abscheu
aussprach. Bodelschwingh erzählte auch, Bismarck habe gesagt:
„wenn mir der König eine Ungerechtigkeit befiehlt, so remon-
striere ich, tue sie aber dann doch“, was Bodelschwingh mit
Unwillen von sich wies. Im Gespräch mit Moritz Blanken-
burg äußerte Bismarck (a. a. O. S. 274): „Was mun ge-
nesen und überwunden, das werde man nicht wieder, Spino-
zist war er gewesen.“
**) Hansen, A travers la diplomatie S. 52f und Les
coulisses de la diplomatie, Seite 77.