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dom anfragen lassen, ob es wahr sei, daß Italien am
10. angriffe; vielmehr sei dies einfach geschehen, um einem
derartigen Gerücht zu entgegnen, welches ihm von Herrn von
. unterbreitet worden sei. Darauf erneuerte Bismarck sein
Drängen, Italien zur Initiative des Krieges zu bewegen.
Barral antwortete Bismarck mit Auseinandersetzung der
ihm von La Marmora aufgetragenen Motivierung, indem
er beifügte, daß die Verletzung des Vertrages von Gastein
sowie die neue Erklärung Oesterreichs, die Herzogtümerfrage
dem Frankfurter Bundestage zu unterbreiten, einen vollständig
gerechtfertigten Casus belli zu bieten schienen.
Biemark stellte dies keineswegs in Abrede: „Ich will
nur genauere Berichte abwarten, aus welchen ich die öster-
reichische Antwort bezüglich des Kongresses ersehen kann, um
dann O #sterreich zu erklären, daß sein Schritt in Frankfurt
eine Verletzung der Gasteiner Konvention ist, lediglich zu
dem Zwecke, um den anarchischen Gemeinbesitz wiederherzu-
stellen. Preußen wird dann sofort Holstein besetzen. Ich
setze große Hoffnungen darauf, daß dieser Beschluß in Aus-
führung gebracht wird. In Erwartung dessen habe ich unserem
„Vertreter in Paris Befehl gegeben, bei der französischen Re-
gierung alles aufzubieten, daß jede Reserve Oesterreichs als
eine mit dem Zusammentritte des Kongresses vollständig un-
verträgliche Ablehnung betrachtet wird.“
Berlin, den 6. Juni 1866.
Unterredung mit dem italienischen Gesand-
ten Barral, betreffend die Provokation Ita-
liens zum Kriege.“)
Bismarck erörterte mit dem italienischen Gesandten die
politische Lage, insbesondere in Rücksicht auf den mutmaßlichen
Anstoß zur eigentlichen Kriegserklärung. Im Augenblick, da
*) Nach Barrals Bericht vom 6. Juni 1866. La Mar-
mora S. 277.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band Il. 13