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nicht dazu angetan, mir zu gefallen. Ich wupte nicht, daß
ich in der Zukunft noch einmal eine Rolle spielen sollte; doch
faßte ich seit dieser Zeit die Idee, deren Verwirklichung ich heute
verfolge, Deutschland dem österreichischen Drucke zu ent-
ziehen, oder wenigstens denjenigen Teil Deutschlands, welcher
durch seinen Geist, seine Religion, seine Sitten und seine In-
teressen mit dem Geschicke Preußens verknüpft ist — Norddeutsch-
land. In den Projekten, die ich vorgeschlagen habe, ist keine.
Rede davon, Throne umzustürzen, diesem sein Herzogtum,
jenem seine kleine Domäne zu nehmen. Der König würde
überdies dazu nicht die Hand bieten. Und dann hat er Fa-
milienbeziehungen, die Vetternschaft, eine Menge feindlicher
Einflüsse, gegen die ich jeder Zeit anzukämpfen hatte. Alles
dies hat mich ebenso wenig wie die Opposition, mit der ich
in Preußen zu ringen hatte, abhalten können, mich mit Leib
und Seele dieser Idee zu widmen: Norddeutschland in seiner
logischen und natürlichen Gestalt unter Führung Preußens.
konstituiert zu sehen. Um dieses Ziel zu erreichen, würde ich
allem trotzen: der Verbannung und selbst dem Schaffot.
Und ich habe zum Kronprinzen gesagt, der durch seine Er-
ziehung und seine Neigungen weit eher der Mann der par-
lamentarischen Regierung ist: Was tut's, wenn man mich
hängt, wenn nur der Strick, mit dem ich gehängt werde,
Ihren Thron fest an das neue Deutschland knüpft!“
Vilbort: „Wie haben Sie den König, den Vertreter
des göttlichen Rechts, bestimmen können, das allgemeine
Stimmrecht, jenes eminent demokratische Prinzip, zu akzep-
tieren?“
Bismarck: „Das ist ein erfochtener Sieg nach vier Jahren
des Kampfes! Als der König mich vor vier Jahren berief,
war die Situation eine höchst schwierige. Er unterbreitete mir
eine lange Liste liberaler Konzessionen, während in der Mi-
litärfrage keine von ihm zu erwarten war. Ich sagte zum
König: ich akzeptiere, und je liberaler die Regierung sich
wird zeigen können, um so besser. Einerseits hat sich nun