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Manteuffel; anstatt energisch gegen die Oesterreicher aufzu—
treten, habe sich derselbe bei seinem Einrücken in Holstein durch
den General Gablenz umgarnen und sich diese Gelegenheit
zum Konflikt entgehen lassen. „Begreifen Sie dies? Indes
die Einberufung der Stände steht noch bevor, die kann wahr-
scheinlich einen Konflikt herbeiführen. Man muß noch warten.“
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Am 10. und 11. Juni 1866 empfing Bismarck in Berlin
den General Türr") auf Wunsch des Kaisers Napoleon und
nahm von demselben mündliche Mitteilungen entgegen, gab
aber darauf weder mündlich, noch schriftlich eine Antwort.“")
Berlin, den 14. Juni 1866.
Unterredung mit dem Prinzen Friedrich
Wilhelm von Hessen, betreffend den An-
schluß Kurhefssens an Preußen.)
Bismarck war vor dem Kriege von 1866 lebhaft be-
müht, auch Kurhessen zu einem Bündnis mit Preußen zu
bewegen. Dem Thronfolger in Kur-Hessen, Prinzen Friedrich
Wilhelm riet er, mit einem Extrazuge nach Kassel zu fahren
*) Türr, Ungar, hat den Feldzug von 1848 in österr.
Diensten mitgemacht, ist dann zu den Piemontesern überge-
gangen, hat sich 1849 Miroslawski in Baden angeschlossen, dann
ist er in italienischen Diensten und bei den garibaldischen Exrpe-
ditionen gewesen. Kohl nennt in dem Bismarck-Regesten Bd. I,
S. 285 Türr irrtümlich einen „französischen General“.
*“) Türr's Bericht vom August 1870 „Wiener Tageblatt“
vom 6. August 1870 „Staatsarchiv“ XIX. S. 165, Nr. 408.
Neuere Referate Türr's sind erschienen im „Courier de Buda-
pest A d'’Orient“ und im Märzheft 1900 der „Deutschen Re-
vue“, betitelt „Fürst Bismarck und die Ungarn“. Diese Er-
zählung ist aber äußerst anfechtbar. Vgl. den Aufsatz von Harst
Kohl in den „Berliner Neuesten Nachrichten“ Nr. 104 und 106
vom 3. und 4. März 1900.
*“)Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“.