— 210 —
Oesterreich und Ungarn zu fördern auf Grund eines Ausglei-
ches. Es ist übrigens nicht vorauszusetzen, daß Franz Deak
und die ungarischen Staatsmänner sich nicht bestreben sollten,
die Personal-Union in der Art zu Stande zu bringen, die die
Erhaltung der Großmachtstellung der Monarchie möglich
macht. Die beste Stütze der Magyaren gegen die Slaven-
flut ist die Machtstellung der Monarchie. Wird diese zer-
trümmert, so begehen die Magyaren einen Selbstmord. Es
liegt aber auch im Interesse Preußens, daß Oesterreich-Ungarn
seine Großmachtstellung behält. Denn Oesterreich hat seine
besondere Mission im Interesse des Deutschtums. Preußen
hat die Einigung Deutschlands zu schaffen. Oesterreich aber,
als Bundesgenosse Preußens, hat die deutschen Interessen
im Osten zu verteidigen und seine Hauptaufgabe ist es, einen
Zusammenstoß des Slaventums mit den Deutschen zu ver-
hindern. Dies liegt aber auch im Interesse der Magyaren
weil es ihnen eine Gewähr gibt, daß sie weder Slaven noch
Deutsche werden. Mit dem Ausscheiden Oesterreichs aus dem
„Deutschen Bund“ geschieht der erste Schritt zur Einigung
Deutschlands. Lächerlich ist es aber, uns zu verdächtigen,
als wollten wir Oesterreich annektieren. Wir würden uns
dadurch nur vierzehn Millionen Slaven und eine klerikale
Aristokratie auf den Hals laden. Wir würden dadurch das
Werk der Einigung gefährden, und geradezu gegen das Ziel
kämpfen, das uns zum Krieg gegen Oesterreich gezwungen
hat. Je stärker Oesterreich ist, desto besser für uns, denn früher
oder später muß es zu einem Bündnis zwischen Deutschland
und Oesterreich kommen, da es im Interesse beider Mächte
liegt. Wenn aber Ungarn seine Selbständigkeit wiederge-
winnt, so wird es Oesterreich davon abhalten, sich in deutsche
Angelegenheiten zu mischen. In Ungarn haben die Magyaren
die Interessen der Slaven möglichst zu wahren, natürlich
innerhalb der Grenzen des ungarischen Staates. Es ist aber
nicht notwendig, daß die Magyaren die Slaven mit Gewalt