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Desinteressierung Italiens. Uebrigens halte ich auch unter
dem rein militärischen Gesichtspunkte nach meiner Kenntnis des
ungarischen Landes die Fortsetzung des Krieges dort für
undankbar, die dort zu erreichenden Erfolge für nicht im Ver-
hältnis stehend zu den bisher gewonnenen Siegen, also
Preußens Prestige vermindernd — ganz abgesehen davon,
daß die Verlängerung des Krieges der französischen Einmi-
schung die Wege ebnen würde. Preußen muß rasch abschließen,
ehe Frankreich Zeit zur Entwickelung weiterer diplomatischer
Aktion auf Oesterreich gewinnt.“
Als demgegenüber der König Gebietsabtretungen von
Oesterreich verlangte, bemerkte Bismarck: „Preußen hat nicht
eines Richteramtes zu walten, sondern deutsche Politik zu
treiben; Oesterreichs Rivalitätskampf gegen Preußen ist nicht
strafbarer als der preußische gegen Oesterreich: Preußens
Aufgabe ist Herstellung oder Anbahnung deutsch-nationaler
Einheit unter Leitung des Königs von Preußen.“
Als der König auch Gebietserwerbungen der auf Oester-
reichs Seite gestandenen deutschen Staaten verlangte, wieder-
holte Bismarck, daß Preußen nicht vergeltende Gerechtigkeit
zu üben, sondern Politik zu treiben habe: „ich will vermeiden,
in dem künftigen deutschen Bundesverhältnis verstümmelte
Besitze zu sehen, in denen bei Dynastie und Bevölkerung der
Wunsch nach Wiedererlangung des früheren Besitzes mit
fremder Hilfe nach menschlicher Schwäche leicht lebendig werden
könnte; es würden das unzuverlässige Bundesgenossen werden.
Dasselbe würde der Fall sein, wenn man zur Entschädigung
Sachsens etwa Würzburg oder Nürnberg von Bayern ver-
langen wollte, ein Plan, der außerdem mit der dynastischen
Vorliebe Eurer Majestät für Ansbach in Konkurrenz treten
würde.“ Ebenso hatte Bismarck Pläne zu bekämpfen, die
auf eine Vergrößerung des Großherzogtumes Baden hinaus-
liefen, Annexion der bayerischen Pfalz und eine Ausdehnung
der unteren Maingegend. Das Atschaffenburger Gebiet