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Bayerns wurde dabei als geeignet angesehen, um Hessen-
Darmstadt für den durch die Maingrenze gebotenen Verlust
von Oberhessen zu entschädigen.“)
Nikolsburg, den 25. Juli 1866.
Unterredung mit dem hessischen Minister-
präsidenten Freih. von Dalwicgk.
Bismarck: „Der Offizier, der Ihnen ein laisser passer
durch die preußische Vorpostenkette gegeben, wird in Arrest
geschickt werden. Ich hege keinen Groll gegen Hessen; für
die Gebietsabtretungen, die wir ihm zumuten, soll es ent-
schädigt werden.“ «
Dalwigk forderte Bismarck auf, nicht auf halbem Wege
stehen zu bleiben, sondern das Werk zu vollenden und etwas
zu schaffen, was zum Frommen der Nation gereiche, und
den Einzelnen für den schweren Verlust entschädigen könne.
Als Bismarck erwiderte, die Rücksicht auf Frankreich
gestatte nicht, über die Mainlinie hinüber zu gehen, erwiderte
Dalwigk: „Es gibt ein Mittel, auch den Widerstand Frank-
reichs zu brechen, versuchen Sie es, lassen Sie abstimmen
in Deutschland. Gegen das allgemeine Stimmrecht lann
Frankreich nichts einwenden.“
Bismarck erwiderte nichts.
*) Nach der Darstellung des Herzogs von Koburg Enrnst
„Aus meinem Leben“, Bd. III S. 612 traf derselbe Bismarck
im Schlosse. Letzterer befand sich in ernster Stimmung und
beklagte die unendlichen Schwierigkeiten, die sich auftürmten. Der
Herzog empfahl Bismarck, sich mit dem Kronprinzen zu ver-
ständigen und diesen zu vermögen, von seinem Rechte als Thron-
folger Gebrauch zu machen und den König zu dem Entschlusse
zu bewegen, von der Annexion deutscher Gebiete abzusehen. Es
gelang beiden, den Kronprinzen zu bestimmen, die Annexions=
fragen mit dem Könige rückhaltslos zu erörtern. Während der
Unterredung des Kronprinzen mit dem Könige harrten der Her-
zog und Bismarck im Vorzimmer der Entscheidung. Endlich er-
schien der Kronprinz; er konnte versichern, in der Hauptsache
habe der König nachgegeben.