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Bismarck empfing den Oberstleutnant von Heimbruch
sehr artig, las das Schreiben des Grafen Platen und versprach
seinem Königlichen Herrn Mitteilung zu machen. Am Abend
desselben Tages aber erklärte er Heimbruch: „Der König
ist nicht in der Lage, das von Ihnen überbrachte Schreiben
entgegenzunehmen; dem Grafen Platen werde ich selbst auf
dessen Brief antworten.“)
Nikolsburg, den 26. Juli 1866.
Erste Unterredung mit dem italienischen
General Govone, betr. Italiens Stand-
punkt bei den Friedensverhandlungen, die
militärische Lage, Preußens Politik.“")
Govone wurde von Bismarck kurz nach 3 Uhr empfangen
und bemerkte: Italien habe gehofft, daß die Preußen er-
wiesenen Dienste und die gezeigte Bündnistreue ihm vonseiten
*) Vgl. auch die Darstellung in Georg Samarow „Um
Szepter und Kronen“, Bd. III S. 186. An demselben Tage
stieß bei der Besprechung der Friedenspräliminarien der Ein-
tritt Sachsens in den Südbund auf den lebhaftesten Protest
Biemarcks. Derselbe drohte mit dem Abbruch der Verhandlungen.
Dr. Paul Hassel, König Albert von Sachsen, Bd. II S. 320.
Nach einer Erzählung des Ministerialrats von Hofmann fragte
Graf Karolyi, bisher österreichischer Gesandter in Berlin, nach
Abschluß des Präliminarfriedens in Nikolsburg Bismarck, wie
ihm denn eigentlich in der Schlacht bei Königgrätz zu Mute
gewesen sei. Er antwortete: um halb 2 Uhr, als er die Armee
des Prinzen Friedrich Karl im Weichen gesehen habe, sei es
ihm gewesen wie einem Spieler, der sein ganzes Vermögen auf
eine Karte gesetzt habe, aber auch in der anderen Hand schon
die Pistole halte, um sich zu erschießen.
*) Nach dem Bericht Govones an den Minister des Aeußern,
Visconti Venosta d. d. Nikolsburg, 28. Juli 1866, enthalten Seite
261—263 des Werkes: General Govone, Die italienisch-preußi-
schen Beziehungen und die Schlacht bei Custoza 1866. Nach Be-
richten, Auszeichnungen und Briefen des Generals von Uberto
Govone. Deutsch von Karl v. Bruchhausen, Major a. D. 1903.