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gleiche eintreten zu lassen, um Italien größere Vorteile zu
gewähren, als sie ihm der Vertrag vom 8. April zusicherte.
Beim Besprechen dieses Themas wählte er seine Worte vor-
sichtig und unterließ klar auszusprechen, welche Ausdehnung
er den Italien zu gewährenden Vorteilen zu geben geneigt
sei. Bismarck frug Govone ob Italien sich an den Friedens-
verhandlungen zu Prag beteiligen werde.
Govone erwiderte, daß er — obgleich die französischen
Vermittlungsvorschläge Italien und Preußen getrennt zu-
gegangen seien — doch glaube, daß die Florentiner Regierung
gemeinsam geführte Verhandlungen für beide Parteien viel-
leicht dennoch für ersprießlicher halten werde; indessen besäße
er keine Unterlage, worauf er diese seine persönliche Meinung
stützen könne.
Darauf sprach Bismarck über die Wahl des italienischen
Unterhändlers.
Als sich Govone von Biesmarck verabschiedete, kam der
letztere auf die Frage der von der italienischen Regierung er-
betenen Zündnadel-Gewehre zu sprechen. Bismarck sagte, daß
nach anfänglicher Zustimmung später von seiten des Kriegs-
ministers ernste Einwendungen erhoben seien, weil die noch
mit alten Minie-Karabinern bewaffneten Landwehr-Regi-
menter gerade dem Umstande, daß ihnen das Zündnadel-
Gewehr noch fehlte, die schweren, durch die Hannoveraner er-
littenen Verluste zuschrieben. Nach Abschluß des Waffenstill-
standes hätten solche Einwendungen viel von ihrer Bedeutung
verloren, und so glaube er, daß sich diese Frage leicht lösen
lassen würde.
Auf der Fahrt nach Brünn, den 2. August 1866.
Unterredung mit dem Geh. Rat Abeken,
betreffend Bismarcks Lebensauffassung.“)
Bismarck war guter Laune und gesprächig. „Wie sich
doch meine Lebensauffassung geändert hat, seit ich geheiratet
*) Abeken, 3. Aufl. S. 343.