Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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weilte, stellte sich der preußische Zivilkommissär für Sachsen, 
Landrat von Wurmb dem König und Biesmarck vor. Bei 
dieser Gelegenheit äußerte sich Bismarck ungehalten über das 
Verbleiben Beusts in seiner Stellung als sächsischer aus- 
wärtiger Minister. „Die Entlassung Beusts ist eine Vor- 
bedingung für die Eröffnung der Friedensberatung mit 
Sachsen. Auch muß ich meiner Verwunderung darüber Aus- 
druck geben, daß von Sachsen noch niemand erschienen ist, 
um über den Frieden, oder auch nur über den Abschluß eines 
Waffenstillstandes zu verhandeln.““) 
Berlin, den 5. August 1866. 
Unterredung mit dem Herrenhausmitglied 
v. Kleist-Retzow, betr. das Indemnitäts- 
gesuch.“) 
Bei der Verlesung der Thronrede zur Eröffnung des 
Landtages, worin die bedeutungsvolle Stelle von der In- 
— 
  
*) Friesen. Erinnerungen aus meinem Leben. 
In Eörlitz wurde dem König ein feierlicher Empfang 
bereitet. Junge Damen überreichten ihm und ebenso auch den 
Prinzen Lorbeerkränze. Auch Bismarck sollte einen solchen Kranz 
haben. Der aber meinte zu der schönen Spenderin: „Nein, mein 
gnädiges Fräulein, ich verdiene diese Ehre nicht. Ich bin nicht 
Kombattant gewesen und habe an den Siegen keinen Anteil!“ 
— Im ersten Augenblick wurde das junge Mädchen durch diesen 
unerwarteten Einwand völlig aus dem Tert gebracht. Sie wußte 
sich jedoch zu helfen. „Aber Ew. Exzzellenz haben doch den 
Krieg angefangen“, versetzte sie, und lachend nahm nun Bismarck 
den Kranz. 
*“) Kleist hatte durch Bruch des Amtsgeheimnisses eines 
Mitgliedes des Ministeriums vorzeitig von der Absicht der Regie- 
rung erfahren, in die Thronrede eine Stelle aufzunehmen, die 
die Ankündigung eines Indemnitätsgesuches enthalten sollt:. So- 
fort setzte er eine Denkschrift an Bismarck auf, in der er dirsen 
von dem seiner Ansicht nach verhängnisvollen Schritte abzuhalten 
suchte. Dr. v. Petersdorff Kleist-Retzow S. 383.
	        
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