Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Bismarck vor, daß es doch auch im Interesse Preußens liege, 
einen zwei Millionen starken Stamm sich durch ein Bündnis 
zum Freunde zu machen, statt ihn durch diesen plötzlichen 
Uebergang sich zu verfeinden. » 
Bismarck: „Ich habe Ihnen bereits am Anfange unserer 
Unterredung die Gründe angegeben, aus denen man keine 
Rücksicht auf die Ansicht der Völker nehmen kann, und die 
Preußen zwingen, die Annexrion, die vom Könige fest be- 
schlossen ist, möglichst bald auszuführen.“ 
Münster: „Wird der König mich empfangen, wenn ich 
mich bei ihm melde?“ 
Bismarck: „Ich werde Sie, wenn Sie es wünschen, 
selbst beim König melden, da ich jetzt weiß, daß 
Sie keine offizielle Mission haben. Ich zweifle auch 
nicht daran, daß der König Sie empfangen wird; der 
Empfang kann sich aber längere Zeit hinausschieben, da der 
hohe Herr jetzt sehr beschäftigt ist; übrigens würde der Schritt 
dem Könige nur schmerzlich und unangenehm sein, und ich 
bitte Sie, davon lieber abzustehen.“ 
Auf die Frage Münsters, ob der König und das Mini- 
sterium die Annexion schon bestimmt und formell beschlossen 
hätten, antwortete Bismarck: „Ja. Die Publikation der 
Annexrion steht mit den Friedensverhandlungen durchaus in 
keinem Zusammenhange, und sie wird geschehen, sobald hin- 
reichende Truppen in Hannover verteilt sind.“ Bismarck drückte 
nochmals seine Sympathie für den Adel und das Volk Han- 
novers aus. „Sie können versichert sein, daß alles geschehen 
wird, um die Anhänglichkeit an die Dynastie, die man in 
Preußen sehr zu achten weiß, zu respektieren; es ist schlimm, 
daß der König Georg so schwer zugänglich ist und sich voraus- 
sichtlich auf kein Arrangement hinsichtlich seines Vermögens 
sowohl, als auch hinsichtlich des Entbindens vom Huldi- 
gungseide einlassen wird. Ich bin dafür, daß man hinsichtlich 
des Vermögens so „large“ als möglich ist und auch hinsichtlich 
des Eides wird man so schonend als möglich verfahren.“
	        
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