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Letzteres legte Münster Bismarck sehr warm ans Herz:
es werde ihm schwer, über diese Eventualität zu sprechen, da
er sich das wirkliche Aufhören Hannovers gar nicht denken
könne; Bismarck möge aber gerade beim Eide der Angestellten
und Offiziere bedenken, daß die Gewissenhaftesten die seien,
auf deren Erhaltung im Dienste es auch Preußen am meisten
ankommen müsse.
Bismarck: „Das ist ganz richtig; ich habe schon daran
gedacht, ob man vielleicht, wenn der König in seinem Eigen-
sinn sich auf nichts einlassen und nicht vom Eide entbinden
will, die Beamten abgehen lassen und wieder anstellen kann.“
Berlin, den 7. August 1866.
Unterredung mit dem Schriftsteller und hef-
sischen Abgeordneten Dr. Friedrich Oetker,
betreffend das Schicksal des Kurfürstentums
Hessen.?)
Bei Besprechung des Schicksals des Kurfürstentums nach
dem Kriege sprach Bismarck von einem „Anschluß an Preußen“,
wobei ja eine ausgedehnte „Selbstverwaltung,“ eine Art
„Personalunion“ bestehen könne. Als Oetker diesen Punkt,
der sich in einer gelenken Redewendung schnell verlor, wieder
hervorzog, meinte Bismarck, daß Personalunion freilich
keine löbliche Staatsform sei und daher jedenfalls nur einen
Uebergang bilden dürfe.
Oetker konnte hierin nur beipflichten, wenn gleich er das
mit großer Zurückhaltung tat und wiederholt auf die Stim-
mung in Hessen hinwies. Man sei dort gut deutsch und auch
gut preußisch gesinnt, aber die Leute wollten doch auch Hessen,
wollten beisammen bleiben, ihre Angelegenheiten, soweit nicht
*) Oetker, Lebenserinnerungen, Auszüge aus dieser Unter-
redung sind bereits in meinem Werke „Bismarck und die Parla-
mentarier“, Bd. II S. 52, wiedergegeben. Der obige Terxt bildet
ceine Ergänzung des dort Erwähnten.