— 241 —
die deutsche Einheit in Betracht komme, selbst ordnen
Eine geraume Uebergangszeit mit möglichster Selstständigkeit
unter einem Statthalter, etwa einem Prinzen, das würde in
Hessen am meisten zusagen. «
Bismarck: „In dieser Hinsicht werden Sie an mir stets
die eifrigste Stütze finden.“
Ueber die Gestaltung der deutschen Angelegenheit schien
Bismarck noch wenig im Klaren zu sein. Sein Hauptaugen-
merk war vor der Hand auf ein vergrößertes Preußen ge-
richtet. Doch gab er den „Bundesstaat“. durchaus nicht auf.
Die Berufung des hessischen Landtages, welche Oetker
betonte, möge noch etwas beanstandet werden, „da es nun
doch schon lange gedauert hat;“ auch weiß man ja nicht,
welcher Beschluß bevorsteht. Die Berufung soll dann vom
Könige selbst, nicht vom Administrator, erfolgen. Aehnlich
verhält es sich mit der Verkündigung der Gesetze, nämlich
der vom kurhessischen Landtage bereits angenommenen Gesetz-
vorlagen, die aber weder der Kurfürst, noch der „Admini-
strator von Kurhessen“ hatte verkündigen wollen. Ich werde
diesen Punkt und die Ober-Appellationsgerichtsfrage noch
besonders in Betracht ziehen. Senden Sie mir Ihre An-
schauungen baldigst in der Form einer kurzen Denkschrift ein,
und besprechen Sie nötigenfalls das Weitere mit den Herren
Duncker, Bucher und Keudell.“
Berlin, Anfangs August 1866.
Gespräche mit dem französischen Bot-
schafter in Berlin, Grafen Benedetti, be-
treffend eine Offensivallianz zwischen
Preußen und Frankreich in der belgischen
und Luxemburger Frage.“)
In Paris galt die Einverleibung Luxenburgs als Kom-
pensation für Preußens bisherigen Gewinn, die preußische
*) Rothan „Affaire de Luxembourg“ p. 29. ff., welcher
sich auf Benedettis Berichte stützt. Sybel, a. a. O. Bd. VI S. 40.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band I. 16