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Allianz zur Eroberung Belgiens als Preis für Preußens
künftige Leitung des deutschen Südens. In Betreff beider
Punkte hatte Bismarck schon bei den Gesprächen im August
1866 seine Bedenken erhoben. Er bemerkte dem Grafen Be-
nedetti, der Abschluß der Offensivallianz würde in ganz Europa
den Argwohn gegen eine große Friedensstörung erwecken.
„Was Luxemburg betrifft, bin ich bereit, dem Könige den
Abzug der vertragsmäßig preußischen Besatzung aus der ehe-
maligen Bundesfestung zu empfehlen, wenn ein festes Freund-
schaftsrerhältnis mit Frankreich zu Stande kommt. Unter
keinen Umständen aber kann Preußen, wie der Pariser Ent-
wurf es begehrt, die Initiative im Haag für die Abtretung
des Landes ergreifen, und vollends nicht dem König von
Holland zur Entschädigung für Luxemburg ein anderes deutsches
Land abtreten. Preußen hat nicht weniger als Frankreich
auf eine erregte öffentliche Meinung Rücksicht zu nehmen; durch
das vorgeschlagene Verfahren würde seine nationale Stel-
lung in ganz Deutschland kompromittiert werden. Wollt
Ihr Luxemburg einverleiben, so ist es Eure Sache, Euch zuerst
zu kompromittieren, und wir sehen dann, was wir tun können.
Ihr habt gute Freunde unter den Luxemburger Notabeln:
bewirkt durch sie dort eine Organisation für den Abzug
unserer Besatzung; eröffnet sodann ohne unser Vorwissen eine
geheime Unterhandlung im Haag und wenn Ihr darüber eine
vollendete Tatsache vorlegen könnt, so würde vielleicht die
Anerkennung derselben in Deutschland durchgehen. Mit einem
Worte eine positive Unterstützung dieser Sache ist für uns un-
möglich; das Einzige, was wir vermögen, ist Geschehenlassen
und darüber werde ich mit dem Könige im Interesse unserer
Freundschaft beraten.“)
*) Nach Bernhardis „Tageblättern“ Teil VII S. 269 fragte
Benedetti, als er Territorialforderungen für Frankreich als Kom-
pensation für die Vergrößerung Preußens verlangte und Bis-
marck dieselben sehr entschieden ablehnte, vor seiner Abreise,
wie es scheint, in etwas drohender Weise, ob das Bismarck's