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Berlin, den 8. August 1866.
Unterredung mit dem sächsischen Gesand-
ten in Berlin, Grafen Hohenthal, betreffend
die Friedensbedingungen zwischen Preußen
und Sachsen. )
Der Empfang, den Bismarck abends Hohenthal bei dessen
Rückkehr nach Berlin bereitete, war „sehr höflich, aber kühl“.
Das Zwiegespräch wurde unter allerhand Rückblicken auf die
Vergangenheit länger als eine Stunde hindurch fortgesponnen.
An einzelnen Stellen ließ Bismarck der elementaren Kraft seiner
Zornesader freien Lauf, dann wieder, sich selbst besänftigend,
gab er milderen Bewegungen Raum. Er sprach mit größter
Achtung von den Leistungen der sächsischen Truppen, wobei
er sogleich die Bemerkung einschaltete: „Wir haben es kennen
gelernt, was die Gegnerschaft Sachsens für uns bedeutet“.
Erx ließ ferner der deutsch-nationalen Gesinnung des Königs
volle Gerechtigkeit widerfahren; umsomehr drückte er aber
seinen Zweifel aus über die entgegenkommende Haltung des
sächsischen Volkes. „Das beruht auf einer nur den Deutschen
eigentümlichen Untugend, der Haß der Stämme ist um so
größer, je näher ihre Verwandtschaft.“ Im Ganzen trugen
Bismarcks Auslassungen ein durchaus indivuelles Gepräge,
während er geflissentlich vermied, auf die Friedensbeding-
ungen, die Preußen stellen werde, näher einzugehen. Nur
einen Punkt bezeichnete er von vornherein als „Präjudizial-
forderung“, die Einreihung der sächsischen in die preußische
Armee.
letztes Wort sei? — „Sans doutel“ — „Vous vous en repen-
tirez!“ — Das war Benedetti's letztes Wort; damit reiste er
ab nach Paris. Dort aber fand er die „Abwiegelung“ bereits in
vollem Gange, und er wurde förmlich desavouiert.
*) Nach Hohenthals Bericht vom 9. August 1866 in Dr.
Paul Hassel „König Albert von Sachsen“, Bd. II S. 324.
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