Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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daß zwischen Oesterreich und Italien der Friede zu Stande 
komme .. Nur dürfte man unter die belastenden Bedingungen 
z. B. nicht rechnen, wenn Oesterreich verlangen sollte, daß 
Venetien einen entsprechenden Teil der Staatsschulden auf 
sich nehme, wie es früher schon in Bezug auf Belgien und 
1859 in Bezug auf die Lombardei geschehen ist . .“ Govone 
gab zur Antwort, daß wenn Oesterreich einen der Bevölke- 
rung entsprechenden Teil seiner Staatsschuld Venetien auf- 
bürden würde, Italien eine bankerotte Provinz erhielte, worauf 
Bismarck erwiderte, daß es für derartige Berechnungen, die 
sich nicht nach der Einwohnerzahl allein erledigten, bestimmte 
Regeln und viele Vorgänge gäbe 
Als Govone nochmals auf die Zulassung der Italiener 
zu den Prager Verhandlungen zu sprechen kam und meinte, 
schlimmsten Falls müsse der von Preußen in seinem Friedens- 
vertrage aufzunehmende Artikel von der italienischen Regierung 
vorgeschlagen oder mit ihr besprochen sein, erwiderte Bismarck: 
„Ich kann nicht die Verpflichtung auf mich nehmen, einen 
von Ihrer Regierung vorzuschlagenden Artikel aufzunehmen, 
da ich deren Ansprüche nicht kenne; wenn aber die italienische 
Regierung mir ihre hierauf bezüglichen Wünsche mitteilt, werde 
ich sie gern mit ihr besprechen. Nun noch eine Frage: Welche 
Haltung wird Italien einnehmen, wenn Frankreich uns den 
Krieg erklärte?“ Govone antwortete, daß er die zukünftigen 
Entschließungen seiner Regierung nicht kennen könne, wenn 
Bismarck aber trotzdem seine (Govones) Meinung als eine 
Probe (échantillon) für die Auffassung der großen gemäßigten 
Partei Italiens zu hören wünsche, so könne er die Antwort 
geben, daß Italien gegen Frankreich, dessen Schuldnerin es 
von seinen ersten Schritten bis zu seiner gegenwärtigen Größe 
gewesen sei, durchaus keinen Krieg führen dürfe; es sei denn, 
daß es von Frankreich geradezu gezwungen würde, es zu tun. 
Bismarck: „Ich verstehe, wir fordern von Italien für 
einen solchen Fall nichts, als eine wohlwollende Neutralität 
u. eine Haltung, die Oesterreich einige Beunruhigung einflößt.“
	        
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