Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 249 — 
Berlin, den 10. August 1866. 
Unterredung mit dem bayerischen Minister 
Frhr. von der Pfordten und dem bayeri- 
schen Gesandten in Wien Grafen Otto von 
Bray-Steinburg, betreffend den Friedens- 
schluß mit Bayern.-) 
In der abends 9 Uhr stattgehabten Konferenz wieder- 
holte Bismarck vor allem die von ihm am vorhergehenden 
Abende Pfordten schon bezeichneten allgemeinen Gesichtspunkte. 
„Nach einem Kriege, der große Opfer in Anspruch genommen 
hat und wobei die Existenz des preußischen Staates selbst be- 
droht gewesen ist, — kann von Recht und Billigkeit nicht die 
Rede sein. Es ist vielmehr das politische Interesse des Krieges 
entscheidend. Die preußische Nation hat ein Recht auf Ver- 
wertung der errungenen militärischen Erfolge. Je außer- 
ordentlicher, wunderbarer diese Erfolge gewesen sind, um so 
schwieriger wird meine Stellung, weil um so höher gespannt 
die Erwartungen der Armee und der Nation sind. Nun 
ist Oesterreich durch Frankreich, Sachsen durch beide erst ge- 
nannte Mächte"““) gedeckt gewesen. Für Baden nötigen die 
*) Aus dem Leben des Grafen Otto von Bray-Steinburg, 
„Deutsche Revue“ 1900, III. Quartal S. 34. 
*) Daß Biemarck durch die gleichzeitigen Interzessionen. 
Oesterreichs und Frankreichs für Sachsen aufgebracht war, er- 
hellt auch aus folgender Aeußerung desselben: „Die ganze eurd- 
päische Maschinerie wird in Bewegung gesetzt, um Sachsen zu 
helfen, aber das beweist uns nur, wie gefährlich Sachsen für 
uns ist. Sachsen ist der Punkt, wo das Ausland seine Hebel 
ansetzen will, um die innere Konsolidierung Deutschlands zu hin- 
dern, und uns im Falle eines Krieges Verlegenheiten zu schaffen. 
Eben darum muß Sachsen ganz unschädlich gemacht werden. Friesen, 
„Erinnerungen“, Bd. II S. 272. Im augenblicklichen Unmut wegen 
der fremden Einmischungen kann eine ähnliche Aeußerung wohl 
gefallen sein; die Haltung Sachsens nach dem Friedensschluß hat 
aber jedenfalls ergeben, daß, nachdem Bismarck milde Bedin- 
gungen gestellt, Sachsen ein treuer, loyaler und kräftiger Bundes- 
genosse von Preußen geworden ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.