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Berlin, den 10. August 1866.
Unterredung mit dem bayerischen Minister
Frhr. von der Pfordten und dem bayeri-
schen Gesandten in Wien Grafen Otto von
Bray-Steinburg, betreffend den Friedens-
schluß mit Bayern.-)
In der abends 9 Uhr stattgehabten Konferenz wieder-
holte Bismarck vor allem die von ihm am vorhergehenden
Abende Pfordten schon bezeichneten allgemeinen Gesichtspunkte.
„Nach einem Kriege, der große Opfer in Anspruch genommen
hat und wobei die Existenz des preußischen Staates selbst be-
droht gewesen ist, — kann von Recht und Billigkeit nicht die
Rede sein. Es ist vielmehr das politische Interesse des Krieges
entscheidend. Die preußische Nation hat ein Recht auf Ver-
wertung der errungenen militärischen Erfolge. Je außer-
ordentlicher, wunderbarer diese Erfolge gewesen sind, um so
schwieriger wird meine Stellung, weil um so höher gespannt
die Erwartungen der Armee und der Nation sind. Nun
ist Oesterreich durch Frankreich, Sachsen durch beide erst ge-
nannte Mächte"““) gedeckt gewesen. Für Baden nötigen die
*) Aus dem Leben des Grafen Otto von Bray-Steinburg,
„Deutsche Revue“ 1900, III. Quartal S. 34.
*) Daß Biemarck durch die gleichzeitigen Interzessionen.
Oesterreichs und Frankreichs für Sachsen aufgebracht war, er-
hellt auch aus folgender Aeußerung desselben: „Die ganze eurd-
päische Maschinerie wird in Bewegung gesetzt, um Sachsen zu
helfen, aber das beweist uns nur, wie gefährlich Sachsen für
uns ist. Sachsen ist der Punkt, wo das Ausland seine Hebel
ansetzen will, um die innere Konsolidierung Deutschlands zu hin-
dern, und uns im Falle eines Krieges Verlegenheiten zu schaffen.
Eben darum muß Sachsen ganz unschädlich gemacht werden. Friesen,
„Erinnerungen“, Bd. II S. 272. Im augenblicklichen Unmut wegen
der fremden Einmischungen kann eine ähnliche Aeußerung wohl
gefallen sein; die Haltung Sachsens nach dem Friedensschluß hat
aber jedenfalls ergeben, daß, nachdem Bismarck milde Bedin-
gungen gestellt, Sachsen ein treuer, loyaler und kräftiger Bundes-
genosse von Preußen geworden ist.