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opfern, um an einem Ungarn Rache zu nehmen. Ich habe
heute ein Telegramm an unsern Gesandten nach Prag ge—
richtet, worin ich mein Ehrenwort gebe, die zehn Trautenauer
sofort erschießen zu lassen, wenn man dem Seherr Thosz an
den Kragen geht, und ich beauftragte den Gesandten, sich
den Empfang dieser meiner Erklärung durch die österreichische
Regierung schriftlich bestätigen zu lassen.“
Durch das energische Eintreten Bismarcks wurde Seherr
Thosz dem Rachebedürfnis gewisser österreichischer Kreise
entzogen.
Berlin, den 15. August 1866.
Unterredung mit dem bayerischen Minister
Frhr. von der Pfordten über den Frie-
densschluß mit Bayern.“)
Am 15. August erschien nach einem bei König Wilhelm
abgehaltenen Ministerrat, Bismarck bei Pfordten. Er kün-
digte ihm an, daß auf Gebietsabtretungen in ziemlich aus-
gedehntem Maße, jedoch unter Verzicht auf die Annexion
von Oberhessen, mit welchem Darmstadt dem norddeutschen
Bundesstaate beitrat, und auf Kriegskostenentschädigung be-
standen werde. Der Vorschlag eines geheimen preußisch-
bayrischen Allianzvertrages hatte, seit die Differenzen mit
Frankreich eine friedliche Wendung nahmen, offenbar seine
Bedeutung und seinen Wert verloren. „Ich wünsche ein
künftiges freundschaftliches Verhältnis zu Bayern; in dem
Ministerrate habe ich das bayerische Interesse kräftig vertreten,
selbst dem Könige gegenüber, welchem ich Dinge gesagt habe,
wie nie im Beisein anderer.“
*) Aus dem Leben des Grafen Otto von Bray-Steinberg.
„Deutsche Revue“ 1900 Bd. III S. 37.