— 253 —
Berlin, den 15. August 1866.
Unterredung mit dem Hannoverschen Kul-
tusminister von Hodenberg, betreffend die
Zukunft Hannovers. 7)
Am 11. August gelangte in Wien der Bericht über das
unerfreuliche Ergebnis der Besprechung des Grafen Münster
mit Bismarck zur Kenntnis des Königs Georg. Darauf ent-
sandte derselbe den zufällig an demselben Tage in Wien ein-
getroffenen Kultusminister von Hodenberg nach Berlin mit
der Mission, die Worte Bismarcks zu konstatieren und ihn
zu befragen, welches die angeblichen, ihm gänzlich unbe-
wußten Verständigungsversuche sein sollten, und ob und
wann man der von Bismarck in Nikolsburg dem Grafen
Platen in Aussicht gestellten Antwort entgegensehen dürfe.
Hodenberg traf wegen der noch gehemmten Eisenbahn-
verbindung erst am 15. August in Berlin ein und hatte an
demselben Abend 10 Uhr eine Unterredung mit Bismarck.
Derselbe erklärte: „Die Annexrion Hannovers ist jetzt
eine unumstößlich gewordene Sache; mit dem König Georg“)
und dem Minister Platen kann man nicht mehr verhandeln;:
ich werde dem letzteren antworten, wenn die Sache fertig ist.
Nach der geographischen Lage und der bisherigen Haltung
Hannorers kann Preußen dasselbe nicht länger in seinem
Rücken in selbständiger Unabhängigkeit dulden; die Politik
des Königs, die den Bestrebungen Preußens immer feindselig
gewesen, hat erwiesen, daß Hannover niemals ein zuverlässiger
Nachbar gewesen ist.“
*) Osk. Meding „Memoiren zur Zeitgeschichte“, Bd. II
Seite 277 f.
**) Nach Graf Vitzthum v. Eckstädt S. 348 sagte Bismarck
zirka am 11. September 1866 in Berlin zu dem Gesandten Lord
A. Loftus bei einer Besprechung der künftigen Lage des entthron-
ten Königs: „es wird dem König Georg noch immer so viel
bleiben als dem reichsten englischen Peer.“