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Entschädigung an Hessen-Darmstadt, und es wurden dagegen
alle Gründe geltend gemacht, welche das Rechts= und Billig-
keitsgefühl sowie das politische Interesse Preußens selbst dar-
boten, welchem es von Wert sein müsse, an Bayern für die
Zukunft einen treuen Verbündeten zu erwerben.
Am 17. August wurde die Besprechung fortgesetzt, es
wurden einzelne Aufschlüsse insbesondere über den Ertrag der
Domänen beigebracht. Es zeigte sich aber bei näherer Ver-
gleichung, daß Preußen außer den tagsvorher namhaft ge-
machten Bezirksämtern auch noch den ganzen Bezirk Wun-
siedel in Anspruch nahm, was einen Unterschied von mehr
als 40.000 Seelen begründete; eine preußische Forderung
von mehr als 300.000 Seelen stand hiernach einem eventuellen
bayerischen Zugeständnis von 198.000 gegenüber. Pfordten
kam nunmehr auf die politische Idee eines Bündnisses, zuerst
durch Bismarck angeregt, zurück und hoffte, daß in diesem
Falle auf Gebietsabtretung verzichtet werden könne, mit Be-
schränkung der für Bayern onorösen Friedensbedingung auf
die Zahlung von 25 Millionen.
Bei der am 20. August, um 1 Uhr, stattgehabten dritten
Besprechung bot Biesmarck den bayerischen Unterhändlern
Zigarren an, indem er sagte: „Ich offeriere Ihnen eine
Friedenspfeife!“ Es wurde sodann zu dem Detail der mit
Savigny besprochenen Friedensbedingungen übergegangen.
Zunächst warf Pfordten die Frage auf, ob denn nicht, wie
Bayern noch immer mit Rücksicht auf die abzuschließende
Allianz hoffe, von einer Gebietsabtrennung abgesehen werden
wolle, wenn nötig unter gleichzeitiger Erhöhung der Kriegs-
kostenentschädigung.
Bismarck: „Ich selbst würde es für gute Politik
halten, wenn auf eine solche Lösung eingegangen würde; ich
habe diese Idee dem König gegenüber vertreten, habe auch vor
zwei Tagen gehofft, denselben dafür gewonnen zu haben:
inzwischen ist der König infolge einer Intrigue des Ministers
Schleinitz auf die Forderung der Gebietsabtretung von Kulm-