Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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alsdann die Haltung des bayerischen Landtages erwähnt und 
an seine einstimmige Billigung der Vertragsvorlagen die 
Hoffnung einer dem neubegründeten Verhältnisse gegen— 
seitigen Wohlwollens und Zusammenwirkens günstigen 
Volksstimmung geknüpft. Bismarck bemerkte: „Durch ihre 
geographische Lage sind beide Staaten naturgemäß auf ein 
einträchtiges Zusammengehen hingewiesen, indem ohne Beein- 
trächtigung Preußens der bayerische Einfluß sich in Süd- 
deutschland mit aller Berechtigung geltend machen kann. Ich 
freue mich, nun auch mit Hessen Darmstadt zum Abschluß 
gelangt zu sein; ein geheimer Allianzvertrag wie mit Bayern, 
Württemberg und Baden ist mit diesem Staate nicht abge- 
schlossen worden, weil auf die Verschwiegenheit des Mini- 
sters v. Dalwigk nicht streng zu rechnen war.“ 
Bezüglich der Verhandlungen mit Sachsen") äußerte 
Bismarck eine geringere Befriedigung: „Die vielfachen 
äußeren Interventionen zu Gunsten dieses Staates, beson- 
ders die durch eine Spezialsendung des Freiherrn v. Brenner 
betätigte Verwendung Oesterreichs, lassen vermuten, daß 
Sachsen bei seiner bisherigen äußeren Politik verharren, 
und eine größere, namentlich militärische Selbständigkeit inner- 
halb des Norddeutschen Bundes in einer für Preußen feind- 
lichen und bedrohlichen Weise mißbrauchen würde. Zu dieser 
Annahme berechtigt ferner die politische Gesinnung nicht so- 
wohl des Königs Johann als die seiner Söhne.“. 
In Ansehung des Zollvereines verkannte Bismarck nicht 
die Schwierigkeit, welche darin lag, ein Organ zu schaffen, 
welchem die Beschlußfassung über die gemeinsamen Zollange- 
legenheiten zu übertragen sei; dies ließe sich gleichwohl durch 
Delegation von Vertretern des norddeutschen Parlaments und 
eines jeden der süddeutschen Staaten nach Verhältnis ihrer 
*) Am 5. Sept. ermächtigte Bismarck den Dezernenten 
für die Bundessache v. Savigny zur Einleitung der Friedensver- 
handlungen mit Sachsen. 
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