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Biemarck verneinte sehr bestimmt. „Der König ist der
Sklave seiner Pflicht, und er hält es für seine Pflicht, einen
Platz zu bewahren, dessen Hut ihm von Europa aufge-
tragen worden ist. Ich erinnere Sie an den Ihnen schon
vor fünf Monaten") gemachten Vorschlag, Frankreich möge in
Luxemburg ein Votum der Bevölkerung veranlassen, aus
dem der König ersehen kann, wie lebhaft der Abzug dort
gewünscht wird. Oder noch besser, laßt eine Gruppe von No-
tabeln oder die Handelskammer der Stadt außer dem Abzug
der Truppen die Schleifung der Festung als ein Pfand des
Friedens begehren.“
Benedetti schmerzte es tief, daß Frankreich selbst die
Vernichtung eines Werks seines großen Vauban betreiben.
solle, verbiß aber seinen Zorn, und erkundigte sich über das
Schidsal seiner zweiten Frage, des Schutz= und Trutzbündnisses.
Aber er erlebte auch hier geringen Trost.
Bismarck mußte ihm erklären, daß der König von einer
Offensiv-Allianz nichts wissen wollte, die ihn zu bewaffneter
Unterstützung der Einnahme Belgiens durch die Franzosen
verpflichten würde. Im günstigsten, heute aber keineswegs
schon sicheren Falle würde sich der König zu einer einfachen
Defensiv-Allianz bestimmen lassen, welche dem Kaiser Na-
poleon Preußens wohlwollende Neutralität bei jedem Unter-
nehmen verbürgte.“)
Berlin, Anfangs Januar 1867.
Aeußerung gegenüber einer hochgestellten
Persönlichkeit, betr. die Bündnisverträge
mit den süddeutschen Staaten.
Biosmarck: „In meinen Augen ist der Rechtszustand
Deutschlands ein nicht fertiger und ich erkenne es als meine
*“) Cf. oben S. 224.
*.) Nach Bernhardi Tagebuchblätter Bd. VII, S. 331, legte
Bismarck beim Ordensfest 1867 dem Regierungspräsidenten Grafen