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unabweisbare Aufgabe, denselben seiner weiteren Entwicklung
entgegen zu führen. Ich werde mich bei diesem Streben
durch keine versuchte Einmischung einer fremden Regierung
abhalten lassen. An den Bündnisverträgen mit den süd—
deutschen Regierungen halte ich fest, und wenn Bayern oder
Württemberg den Versuch machen sollten, sich denselben zu
entziehen, so würde ich sie als vertragsbrüchig behandeln.“
Berlin, den 31. Januar 1867.
Unterredung mit dem Kronprinzen, betr.
den provisorischen Charakter des norddeut-
schen Bundes.)
Bei Gelegenheit eines Hofkonzertes äußerte Bismarck
dem Kronprinzen gegenüber: „Der Norddeutsche Bund ist
für mich nur ein Provisorium, mein aufrichtiges Streben ist
auf die Einigung des gesamten Deutschlands gerichtet und
ich habe die Ueberzeugung, daß dieses Ziel auch in nicht zu
ferner Zeit erreicht wird. Um es aber zu erreichen, muß vor allem
der Norden sich zu einem festeren Ganzen zusammengeschlossen
haben, und schon aus diesem Grunde ist es nicht möglich, sich
bereits in dem jetzigen Augenblicke auf Verhandlungen mit
dem Süden einzulassen. Aber auch die Rücksicht auf Frank-
reich läßt dies jetzt nicht als statthaft erscheinen, die allge-
meine Stimmung ist dort zweifellos für einen Krieg gegen
Preußen, dem man seine Erfolge, namentlich seine militä-
rischen Triumphe, durch die man sich in den Hintergrund
gestellt fühlt, mißgönnt. Ich muß daher alles vermeiden,
was in Frankreich die Mißstimmung gegen Preußen zu er-
höhen geeignet ist, wenn ich auch nicht erwarte, daß damit
Zedlitz in dringendster Weise nahe, von seiner Reichstagskan=
didatur in Schlesien zugunsten von Theodor v. Bernhardi zurück-
zutreten.
*) Ernst II. Aus m. Leben.“, Bd. III S. 634.