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männern zu tun zu haben und habe dementsprechend gehandelt,
ich habe mich aber sehr getäuscht, denn in Wirklichkeit habe
ich mich dem Grafen Benedetti gegenüber in der Lage eines
Fechtmeisters befunden, der in dem Glauben, es mit einem
ernstlichen Partner zu tun zu haben, sich durch einen Unge-
schickten hat den Degen in den Leib rennen lassen.“
Als Persigny laut Einspruch gegen diese Ausdrucks-
weise, die Bismarck zum Besiegten und die französische Re-
gierung zum Sieger machen wolle, erhob, legte Bismarck
seine Ansicht hierüber ganz ausführlich dar.
„Ich habe keineswegs die Absicht, mich als Besiegten
hinzustellen, sondern nur als das Opfer der Ungeschicklichkeit
eines Vertreters Ihrer Regierung; denn wenn die Franzosen
von dem Ausgange dieser verwünschten Luxemburger Ange-
legenheit unangenehm berührt sind, so bin ich es noch viel
mehr. Als Benedetti mir erstmals den Wunsch Frankreichs
mitteilte, Luxemburg zu erhalten, habe ich ihm sofort die
Schwierigkeiten nicht verhehlt, welche die öffentliche Meinung
in Deutschland der Verwirklichung des Planes bereiten könnte.
Ich habe erkannt, daß tatsächlich, sowohl durch das Ereignis
von Sadowa, welches den deutschen Bund von 1815 aufge-
hoben, als auch durch die Weigerung des Königs von Holland,
dem neuen Bunde beizutreten, die Festung Luxremburg nicht
mehr Bundesfestung sei; ich könne daher sehr leicht die Zu-
rückziehung der preußischen Truppen aus der Festung und ihre
Ersetzung durch holländische Streitkräfte rechtfertigen; die letz-
teren könnten dann den Platz an Frankreich ohne jede deutsche
Einmischung abtreten. Ich habe indessen als absolute Be-
dingung des Erfolges vollständige Verschwiegenheit anemp-
fohlen, denn wenn die Verhandlungen in Deutschland vor
der Zurückziehung der preußischen Truppen bekannt
würden, so würde es mir oder jedem anderen Mis-
nister unmöglich sein, dem Strome der öffentlichen Mei-
nung Widerstand zu leisten. Im Interesse meiner