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Wir sind deshalb gezwungen gewesen, Widerstand zu leisten.
Wir waren bereit zu handeln und Sie waren es nicht, und
wenn wir unfehlbar Krieg mit Ihnen haben sollten, so lag
es in unserem Interesse, ihn zu führen, wenn die Chancen zu
unseren Gunsten waren.
Ich habe, ohne mich über die Politik Ihres Kaisers vor
und nach Sadowa ausführlich aussprechen zu wollen, in der
Haltung dieses Herrschers nicht die von mir erwartete Klarheit
der Ansichten gefunden. Um Preußen aus der falschen Si-
tuation, in der es sich, als ich Minister wurde, sowohl im
Innern wie nach Außen hin, besonders hinsichtlich der An-
gelegenheiten Deutschlands befand, herauszubringen, wäre ich
persönlich zu Opfern, zu kühnen Entschlüssen bereit gewesen
und ich hätte mich gern mit Ihrem Herrscher über alle Dinge
verständigen wollen. Aber die Haltung desselben hat meine
Absichten paralysiert und meine auf eine franko-germanische
Politik gerichteten Bestrebungen erstickt.“
Als Persigny sein Erstaunen hierüber ausdrückte und
Bismarck fragte, ob in Biarritz in der Tat nicht Verpflich-
tungen von beiden Seiten eingegangen worden wären, wie
ganz Europa es geglaubt hätte, versicherte letzterer, daß keiner-
lei Art von Abreden stattgefunden hätten: „Ich habe ver-
sucht, die Ansichten Ihres Kaisers zu erraten und in seine
innersten Gedanken einzudringen, um darin die Elemente einer
Verständigung zwischen unseren beiden Regierungen zu suchen;
ich bin dabei aber immer durch den unbestimmten und un-
entschiedenen Konversationston, dessen Geheimnis zu durch-
dringen mir unmöglich war, abgewiesen worden. Die einzige
vom Kaiser gemachte Anspielung auf politische Kombinationen
hat sich auf die Rheinlande bezogen; ich habe ebensogleich
erwidert, daß diese so energisch von Deutschland verteidigt
werden würden und im Uebrigen so schwierig von Franzosen
zu regieren wären, daß es unmöglich sei, ernstlich daran zu
denken. Der Kaiser hat außerdem eine so vollkommene Un-