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ufer depossedierten Fürsten durch Gebiet auf dem linken Ufer in
der Art, daß Preußen nichts mehr auf diesem Ufer besitze und
keine direkte Berührung mit Frankreich mehr habe.
Bismarck beschränkte sich gegen den Plan den Wider-
willen der rheinischen Bevölkerung, sich andere Fürsten als
solche aus dem Hause Brandenburg aufdrängen zu lassen, gel-
tend zu machen.
Persigny: „Lassen wir das alles, die Ereignisse haben
einen anderen Lauf genommen. Hannover, Hessen und selbst
Sachsen teilweise sind Ihnen geopfert worden, um Oester-
reich eine Demütigung zu ersparen, und Sie haben keinen
Anlaß, es zu bedauern. Ein Kampf zwischen Frankreich und
Preußen würde alle Ihre Erfolge, Ihren ganzen Ruhm in
Frage stellen. Für uns würde das gleichfalls ein gefährliches
Unternehmen sein. Wir haben also das gemeinsame In-
teresse, für den Moment, wo der Krieg auszubrechen droht,
eine Kombination, die geeignet wäre, ihn abzuwenden, zu
suchen und in Reserve zu haben. Nun wohl! Ich habe eine
solche Kombination und übergebe sie Ihnen, aber nur Ihnen
allein unter dem Siegel des strengsten Geheimnisses, indem
ich bemerke, daß ich Sie heute nicht um Ihre Ansicht darüber
befragen möchte. Diese Kombination ist: Wenn sich eine
geeignete Gelegenheit bietet, auf dem linken Rheinufer mit dem
Könige von Sachsen dasjenige vorzunehmen, was ich vergeblich
bezüglich des Königs von Hannover vorgeschlagen hatte, und
was übrigens der ersten Kombination wegen der katholischen
Religion des Sächsischen Königshauses vorzuziehen wäre.“
Bismarck unterließ jede Aeußerung der Zustimmung oder
Mißbilligung auf diese vertrauliche Mitteilung.“)
*) Während des Pariser Aufenthaltes (5.—14. Juni 1867)
erläuterte Bismarck dem Staatsminister Rouher gegenüber seinen
guten Willen in der Luxemburger Frage, und versicherte, daß
die deutschen Südstaaten bis jetzt durchaus keine Neigung zum
Eintritt in den Norddeutschen Bund zeigten und er ebensowenig
gesonnen sei, sie dazu anzutreiben. Sybel a. a. O. Bd. VI, S. 185.