Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Berlin, den 27. Oktober 1867. 
Unterredung mit dem bayerischen Minister- 
präsidenten Fürsten Hohenlohe-Schillings- 
fürst und bayerischen Reichsrat Freiherrn 
von Thüngen, betreffend ein bayerisches 
Beto in JZollsachen.“) 
Hohenlohe stellte Thüngen um 2 Uhr vor, indem er den 
Zweck ihrer beiderseitigen Reise nach Berlin darlegte. Es han- 
delte sich darum, Bayern ein Veto in Zollsachen einzuräumen 
— in Gemähhbeit eines Beschlusses der bayerischen Reichs- 
ratskammer. Bismarck entwickelte in längerer Auseinander= 
setzung den Standpunkt der preußischen Regierung, beteuerte 
seine deutsche Gesinnung, verwies auf die Verhandlungen 
des Friedensvertrages, in welchem er die Interessen Bayerns 
den in dem entgegengesetzten Sinne geltend gemachten Strö- 
mungen entgegengestellt habe, versicherte aber, daß die Rück- 
sicht auf ihre Bundesgenossen die preußische Regierung ab- 
halte, weitere Konzessionen an Bayern zu machen. 
Auf den Vorschlag Thüngens, wenn auch nicht den Re- 
gierungen, doch der Majorität der nichtpreußischen Abge- 
ordneten im Parlament ein Einspruchsrecht zuzugestehen, 
wandte Bismarck ein, daß dadurch die norddeutsche Verfas- 
sung gefährdet würde. „Der preußischen Regierung liegt es aber 
fern, auf die süddeutschen Staaten irgendeinen Druck ausüben 
zu wollen.“ 
Dem Wunsch Thüngens auf Verlängerung der Ratifi- 
kationsfrist bis nach neuen Wahlen in Bayern, glaubte Bis- 
marck auch nicht entsprechen zu können, versicherte aber, daß 
er auch dann, wenn Bayern verhindert wäre, die Ratifi- 
kationsfrist einzuhalten, dieselben Bedingungen gewähren 
wolle, die er im Juni geboten habe. 
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe Schillingsfürst 
Band 1 Seite 275.
	        
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