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„Preußen hat gegen eine organisierte Verbindung des deutschen
Südens nichts einzuwenden, und kann es nur als Förderung
zum Ziel ansehen, wenn es Bayern möglich scheint, einen Süd-
bund und mit diesem einen engeren Zollverein der Südstaaten
unter sich, und wenn für angemessen, mit Oesterreich zu gründen.
Preußen wird in jeder Weise entgegenkommen, die Verhand-
lungen mit Oesterreich nach Kräften fördern, dem Zollverein
des Südens zum voraus die günstigsten Verträge mit dem
Nordbund in Aussicht stellen, davon ausgehend, daß es dem
letzteren erwünschter sein müßte, mit dem Süden als einem
Ganzen, als mit vier Regierungen und acht Ständeversamm-
lungen jede Frage im Einzelnen zu ordnen. Läge es mir
daran, Bayern Schwierigkeiten zu bereiten, und ihm seine
Sonderstellung zu erschweren, so brauchte ich nur die Hand
anzunehmen, welche Baden dem norddeutschen Bunde jeden
Tag zu reichen bereit ist. Preußen hat sich aber nicht darauf
eingelassen, weil es lieber den Süden in zehn oder zwanzig
Jahren freiwillig in Erkennung seiner eigenen Interessen den.
engeren Anschluß suchen sieht, als daß er jetzt im Gefühl eines
Zwanges sich dazu versteht.“
Berlin, den 1. November 1867.
Unterredung mit dem franzöfsischen Ge-
schäftsträger Lefevre in Berlin, betreffend
den Weinzoll.')
Bismarck: „Ich frage Sie, warum geht man in Frank-
reich in der Frage des Weinzolles nicht rascher und entgegen-
kommender vorwärts, wozu, wie es mir scheint, Ihre Re-
*) Als Preußen mit Oesterreich in der letzten Woche des
Jahres 1866 in Verhandlungen über die Revision des Handels-
und Zollvertrages vom 11. April 1865 eintrat, richtete es an
Frankreich die Frage, ob letzteres geneigt sein würde, Mecklenburg
aus der im Art. 18 des französisch-mecklenburgischen Handelsver-