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gierung im Interesse ihrer eigenen Weinbauer sich bewogen
fühlen müßte. Denn ohne Zweifel werden denselben durch
eine baldige Regelung der Frage ganz unberechenbare Vor-
teile gewährt, zumal schon die frühere Ermäßigung des Wein-
zolles ihnen erheblichen Gewinn gebracht hat.“
Lefèvre fragte, ob Preußen nicht von vier Talern auf
den Satz von zwei Talern heruntergehen würde.
Bismarck: „Ich glaube nicht, daß dazu irgend welche
Aussicht vorhanden ist; die Nachteile der 356gerung fallen
übrigens allein auf Mecklenburg, da dieses Land den Ausfall
durch direkte Steuern aufbringen muß, welche es kaum imstande
ist, zu tragen. So kann man denn sagen, daß diesem kleinen
Land sein Vertrag mit Frankreich ziemlich teuer zu stehen
kommt.“
Berlin, den 16. November 1867.
Aeußerung gegenüber einem deutschen Poli-
tiker, betreffend Preußens Politik, Bayern
und die BVerbindung mit dem Süden.
Bismarck: „Ich will Bayern keinen Anlaß geben, sich
von Preußen rücksichtslos behandelt zu glauben. Die euro-
päische Lage ist trotz aller Friedensversicherungen noch gespannt
und bedroht. Frankreich wird wieder mit seiner Konferenz
wegen der römischen Frage einen Mißerfolg erfahren, dann
in empfindlicher Lage und geneigt sein, bei jedem Anlaß
Krieg am Rhein hervorzurufen. In solchem Falle ist es
sehr wichtig, daß nicht die gegnerische Partei in Bayern
durch vorhergegangene Ereignisse gekräftigt wird, und daß ihr
kein Vorwand gegeben wird, eine zweideutige und feindliche
Haltung einzunehmen. Es würde verfehlt sein, eine Ver-
trages vom 9. Juni 1865 übernommenen Verpflichtung in dem
Falle zu entlassen, wenn die Verhandlungen mit Oesterreich zu
einer natürlich auch für Frankreich vorteilhaften Ermäßigung des
Weinzolles führen sollien.