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bindung mit dem Süden von der Herstellung konformer
Einrichtungen auf militärischem Gebiet abhängig zu machen.
b- Preußen wünscht vor allem, daß die süddeutschen Staaten
ihm als treue Verbündete zur Seite stehen. Das höchste Ziel
ist, daß der deutsche Süden in Bezug auf seine Leistungen
nicht hinter dem Norden zurückbleibt. Deshalb darf man
aber das vorhandene weniger Gute nicht zurückweisen und
nicht sagen: Alles oder nichts.“
Berlin, Ende November 1867.
Unterredung mit dem Abgeordneten Rudolf
von Bennigsen, betreffend den neuen Ju-
stizminister Leonhardt.“)
Bismarck ließ Bennigsen bitten, zu ihm zu kommen, und
fragte ihn dann um seine ganz aufrichtige Meinung über den
früheren hannoverschen Justizminister Leonhardt, jetzigen
Appellationsgerichtspräsidenten in Berlin. Er wollte einen
Justizminister aus den neuen Provinzen nehmen, womöglich
einen Hannoveraner.
Bennigsen teilte Bismarck ganz offen Vorteilhaftes und
Nachteiliges über Leonhardt mit.
Bismarck: „Nach allem paßt mir der Mann — den
ich beiläufig noch gar nicht gesehen — ganz gut, und ich will
Ernst damit machen, daß er Nachfolger von Lippe wird.“
Bennigsen frug darauf, warum Bismarck dem König
nicht Simson oder noch besser Forckenbeck vorschlagen wolle.
Simson gegenüber aber hatte Bismarck, obwohl er jetzt sagte,
daß er ihn sehr liebe, nicht vergessen, daß dieser ihn in der
Konfliktszeit sehr angegriffen, unter anderem im Abgeord-
netenhause einmal einen Seiltänzer genannt hatte. „Forckenbeck
würde ich gern zum Kollegen nehmen, aber der König wird
ihn nicht akzeptieren. Forckenbeck und Sie sind die Minister
*) Herm. Onken, Rud. v. Bennigsen, Bd. II S. 121.