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Berlin, den 1. Dezember 1867.
Unterredung mit den Abgeordneten
Forckenbeck und Bennigsen, betreffend die
Berabschiedung des Justizministers Grafen
zur Lippe.“)
Bismarck gesteht den beiden Abgeordneten ein, er sei
jetzt, da sein Konflikt mit Twesten beigelegt sei, mit seinen
Nerven ganz kaput, immer nahe am Weinkrampf. „Ich ver-
spreche Ihnen, noch heute nachmittags dem König den Vor-
schlag zu machen, Leonhardt für Lippe zu ernennen, und Sie
können sicher sein, daß der Wechsel in acht bis vierzehn Tagen
durchgesetzt ist, vielleicht noch weit rascher.“ Daran reihten
sich die schärfsten Urteile über seine Minister-Kollegen und
die unerträgliche Art, in der er sich befinde.““)
3. Januar 13868.
Aeußerung Bismarcks bei der Eröffnung
der Sitzungen der Kommission für Ausar-
beitung einer Zivilprozeßordnung für den
norddeutschen Bunvd.““)
Hochaufgerichtet begrüßte Bismarck die Kommission. „An
Ihr Zusammentreten knüpfen sich die Erwartungen eines hoch-
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*) Hermann Oeken, Rud. v. Bennigsen, Bd. II S. 122f.
*) Am 5. Dezember hatte Bismarck die Entlassung des
Grafen Lippe und die Ernennung Leonhardts zu dessen Nachfolger
kontrasigniert. Ueber eine Unterredung Bismarcks (1867) mit dem
Grafen Eberhard Stolberg betr. die Stellung des Oberkirchen-
rates gegenüber den Lutheranern vgl. Kleist-Retzow. Ein Lebens-
bild von Dr. Hermann v. Petersdorff S. 399.
*) Nach einer Veröffentlichung von Dr. R. Koch in der
„Täglichen Rundschau“ Berlin, Nr. 511 vom 30. Oktober 1908.