Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 314 — 
sah sie prüfend an, nahm sie sogar eine nach der andern 
heraus und prüfte sie aufmerksam auf ihre Güte und wählte 
dann langsam und bedächtig die Havanna. „Sehr fein,“ 
sagte er gleichmütig. Dies beruhigte mich außerordentlich. 
Wenn Moltke so viel Zeit und Aufmerksamkeit auf die Wahl 
einer Zigarre verwenden kann, dachte ich, können die Dinge 
nicht besonders schlimm liegen. In der Tat hörten wir ein 
paar Minuten später die Kanonen des Kronprinzen, bemerkten 
unruhige und verwirrte Bewegungen in den österreichischen 
Stellungen und die Schlacht war gewonnen.“ 
Schurz sagte, die Amerikaner hätten die Ereignisse mit 
der größten Spannung verfolgt und wären zurzeit sehr über- 
rascht gewesen, daß der Friede so bald auf die Schlacht von 
Königgrätz gefolgt sei, und daß Preußen den Sieg nicht 
besser ausgenützt hätte. 
Bismarck entgegnete, der schnelle Friedensschluß wäre 
vielen sehr überraschend gekommen, er hielte ihn aber für das 
Beste, was er getan hätte. Er hätte ihn gegen den Wunsch 
des Königs und der Militärpartei durchgesetzt, die sehr stolz 
auf den großartigen Sieg der preußischen Waffen gewesen 
wären und meinten, ein so großer Erfolg müsse eine größere 
Belohnung erfahren. Aber die Staatskunst erforderte, daß 
das österreichische Kaiserreich, dessen Existenz für Europa not- 
wendig sei, nicht ganz zertrümmert oder zu einem bloßen 
Bruchstück reduziert wurde. Es müsse zum Freunde werden 
und als Freund dürfe es nicht ganz machtlos sein. Preußen 
hatte in diesem Kriege nur um die Führerschaft in Deutschland 
gekämpft; durch den Erwerb von österreichischen Provinzen 
mit einer Bevölkerung, die sich dem preußischen System nicht 
eingefügt hätte, wäre jene Führerschaft aber nicht gekräftigt, 
sondern geschwächt worden. Ueberdies meinte der Kanzler, 
daß man angesichts eines so entscheidenden Erfolges der Preußen 
klug daran getan hätte, weitere Gefahren und Opfer zu meiden. 
„Die Cholera war unter den Truppen aufgetaucht und es bestand
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.