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Deutschlands die Verewigung der Mainlinie geschaffen wird;
wenn ich mich nicht dafür aussprechen kann, so liegt der Grund
darin, daß ich damit die öffentliche Meinung und insbesondere
die Nationalliberalen verletzen würde, die darin ein Attentat
auf die Einigung der deutschen Stämme erblicken. Ich erkenne
im Gegenteil darin ein Mittel zur Verständigung.“7)
Auf die Bemerkung des Fürsten Hohenlohe, daß eine
Verständigung zwischen Preußen und Oesterreich von Bedeu-
tung sei, um diesen Plan zu fördern, sagte Bismarck, daß
Beust sich immer zurückhaltend benehme, daß er die Tauff-
kirchensche Mission falsch dargestellt und nicht benutzt habe,
daß die Folge davon eine engere Verbindung zwischen Ruß-
land und Preußen gewesen sei. „Ich verkenne nicht die Rück-
sicht, die Beust den Franzosen schuldig ist, bedauere aber,
daß eine Annäherung zwischen Preußen und Oesterreich bis
jetzt nicht möglich gewesen ist. Was die Kriegsfrage anbetrifft,
so wiederhole ich, was ich Ihnen bereits früher gesagt habe,
daß die Franzosen nur 320.000 Mann ins Feld stellen kön-
nen, Norddeutschland aber 500.000 zu seiner sofortigen Dis-
position hat.“
Berlin, 1868.
Unterredung mit dem bayerischen Mini-
sterialrat, Freiherrn von Böldern-
dorff, über die Luxemburger Frage und
die Einführung des allgemeinen geheimen
Wahlrechts.
Bismarck: „Es war vielleicht ein Fehler, in der Luxem-
burger Frage es nicht zum Kriege haben kommen zu lassen.
Damals waren die süddeutschen Staaten vollkommen bereit,
*) Nach den Erinnerungen von Otto Freiherrn von Völdern-
dorff: Vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe in der Beilage zur
„Allgemeinen Zeitung“ Nr. 149 vom 3. Juli 1902 S. 20 hatte
Völderndorff, die rechte Hand des bayerischen Ministers des
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