Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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mit uns zu gehen. Unsere Schießwaffen waren den fran- 
zösischen überlegen, wir waren überhaupt militärisch besser 
in Verfassung und mehr vorbereitet, als unsere Gegner. Wenn 
#es also doch noch zum Kriege mit Frankreich kommen muß, 
wäre er besser schon damals geführt worden. Allein 
es ist ja doch immer auch die Möglichkeit vorhanden, daß 
wir schließlich auch ohne einen Krieg zum Ziele gelangen. 
Und der müßte ein schlechter Christ und ein gewissenloser 
Mensch sein, der nicht schon um solcher Möglichkeit willen 
alles aufbieten würde, seinen Mitbürgern einen wenn auch 
siegreichen Krieg zu ersparen. Ich würde wahrscheinlich an- 
ders denken, und hätte auch vermutlich in der Luxemburger 
Frage anders gehandelt, wenn ich nicht die böhmischen Schlacht- 
felder gesehen und die Spitäler und Lazarette damals be- 
sucht hätte. Aber was ich da an Elend und Leiden gesehen, 
kann ich nicht vergessen, und ich werde gewiß nie zum Los- 
schlagen raten, so lange es, ohne die nationale Ehre zu schä- 
digen, unterbleiben kann. Denn, wie haben wir gestern Abend 
im „Oberon“ gehört? „Höher noch als das Leben steht Hüon 
die Ehre.“) 
Im weiteren Verlaufe des Gespräches legte Bismarck die 
Motive dar, welche ihn bewogen hatten, im Jahre 1866 
auf das nach der Frankfurter Verfassung eingeführte allgemeine 
Wahlrecht zurückzugreifen.“) Er erörterte zuvörderst, daß 
Aeußern Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, im Auftrage des letz- 
teren, die Grundzüge für eine zwischen den süddeutschen Staaten 
und dem norddeutschen Bunde zu erzielende nationale Verbindung 
ausgearbeitet, welche Bismarck mit dem Grafen Tauffkirchen in 
Berlin besprach. Bismarck meinte, darauf ließe sich verhandeln. 
Der Entwurf blieb aber in den Völderndorff'schen Privatakten 
liegen, da das bayerische Ministerium dagegen Bedenken erhob. 
*) Aus den Erinnerungen des Frhr. von Völderndorff, Bei- 
lage zur „Allgemeinen Zeitung“ Nr. 142 vom 25. Juni 1902. 
*#) Völderndorff berichtet die Aeußerungen Bismarcks in 
der Schrift: „Harmlose Plaudereien eines alten Münchners“, Mün- 
chen 1892 S. 296—298. Zu bemerken ist noch, daß nach der 
 
	        
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