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Preußen den Hafen von Kiel für sich behalten wollte, und es
sind die Mittel dafür deshalb verweigert worden. Damals
aber hat doch schon jeder sehen können, daß die schleswig-
holsteinsche Frage der Zunder war, mit welchem der Kon-
flikt mit Oesterreich jedenfalls zum Brennen kommen mußte.“
Varzin, im November 1868.
Unterredung mit dem Geh. Justizrat Dr.
von Wilmowski, betreffend das Verhältnis
zu Rußland.
Als im November 1868 der Abgeordnete Dr. Löwe das
preußische Ministerium interpellierte, ob beabsichtigt werde,
das unheilvolle Zollkartell mit Rußland, dessen Ver-
tragsdauer ablief, zu verlängern, bemerkte Bismarck entrüstet:
„Dergleichen sollten die Herren doch der Regierung über-
lassen; es ist nicht nötig und nicht nützlich, diese Frage an
die große Glocke zu hängen. Das muß doch jeder einsehen,
daß, wenn wir uns jetzt schroff gegen Rußland stellen, ein
französisch-österreichisches Bündnis sofort gegen uns auf-
treten würde!“
Varzin, im November 1868.
Unterredung mit einem Gutsnachbarn, be-
treffend den in dem Prager Friedensver-
trag enthaltenen Vorbehalt zu Gunsten Dä-
nemarks wegen Nordschleswig.
Als ein ländlicher Nachbar Bismarcks äußerte, die
nordschleswiger Frage müsse doch einmal beseitigt werden,
meinte Bismarck: „Ich selbst habe schon bei den Friedens-
verhandlungen vorgeschlagen, die Abtretungsfrage nicht
offen zu lassen, sondern definitiv ein Gebiet dort abzutreten.
Durch Abtretung von etwa sieben Quadratmeilen wäre es
damals möglich gewesen, die ganze Frage für immer zu
beseitigen; der König ist aber dazu nicht zu bewegen ge-
wesen, jetzt wird freilich immer mehr verlangt.“