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dazu in mir. So hängt auch mein Rapier stets in meinem
Schlafgemach! Ich riß es von der Wand, nahm in die Linke
ein paar Walnüsse, warf eine nach der anderen hoch in die
Luft gegen die Wand und zielte mit der Spitze des Ra-
piers so lange nach den fliegenden Nüssen, bis es mir gelang,
einige davon aufzuspießen und in zwei Hälften zu zerspalten.
Ich konnte mich hierbei wie ein Jongleur bewegen und meine
innerste Wut austoben. Wenn ich dann, nach langen Ver-
suchen, zum Ziel gekommen war, zum Aufspießen der Wal-
nüsse, dann kam es wie Ruhe und Befriedigung über mich.“
Berlin, den 2. Januar 1869.
Unterrebung mit dem Grafen Seherr
Thosz, betreffend Deutschlands Verhältnis
zu Ungarn, den gegenseitigen Preßkrieg.“)
Bismarck empfing den Grafen, abends 8 Uhr, allein in
seinem Kabinett. „Na, Sie waren nahe daran! Es freut
mich, Sie gerettet zu sehen.“)
Bismarck stellte entschieden in Abrede, daß Preußen
Agenten nach Ungarn entsandt habe, welche Unfrieden mit
Oesterreich provozierten. „Sagen Sie dem Grafen Andrassy,
daß ich ihm unter Ehrenwort 1000 Dukaten für jeden Agenten
zahle, der sich als von mir geschickt erweist. Ich habe nicht
nur selbst keine agents provocateurs nach Ungarn geschickt.
sondern ich habe sogar der rumänischen Regierung mit der
sofortigen Abberufung unseres Gesandten gedroht, wenn nicht
binnen vierzehn Tagen die rumänische Agitation in Ungarn
aufhöre. Auf Ihren Einwurf, daß die Gegenwart preußischer
agents provocateurs in Ungarn eine Tatsache sei, kann ich
nur erwidern, daß es für jedermann leicht ist, einige preußische
*) Graf Seherr Thosz Erinnerungen „Deutsche Rundschau“.
Bd. XXVIII S. 781.
*) Cf. oben S. 232.