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Individuen zu mieten, ihnen preußische Taler in die Hand
zu drücken und sie für preußische Agenten gelten zu lassen.
Ihre Frage, wer diese Agenten sende und besolde, will ich
nicht beantworten. Man soll die Kerls einfangen und man
wird darauf kommen, wer sie geschickt hat. Preußen hat
gar kein Interesse daran, Zwietracht zwischen Ungarn und
Oesterreich zu stiften. — An die Ueberschreitung der Main-
linie denken wir nicht im Entferntesten. Wir haben alles
Interesse daran, daß die österreichisch-ungarische Monarchie
erstarke, in enge Freundschaft zu uns trete. Die Aufrichtigkeit
dieses Wunsches begründet sich eben in der jetzigen Umge-
staltung Oesterreich-Ungarns. Die dualistische Gestaltung der
Monarchie bringt es mit sich, daß wir von dieser Seite eine
Aggression wenig zu fürchten haben: denn wer immer in
Zukunft auf meinem Platze steht, müßte sehr ungeschickt sein,
wenn er sie nicht abzuwenden wüßte. Dagegen ist Oester-
reich-Ungarn uns als Bundesgenosse von großem Werte. Man
hat uns in Wien das Jahr 1866 noch nicht vergessen. Das
wird sich geben, sobald man erkannt haben wird, welche Kraft
Oesterreich-Ungarn aus einer innigen Verbindung mit uns
schöpfen kann. Indessen hört Beust nicht auf, gegen uns zu
intriguieren, sowohl in Paris, wie bei den süddeutschen
Höfen. Mit Frankreich werden wir Krieg bekommen, da es
uns Sadowa nicht verzeiht, als wäre es eine französische
Niederlage. Je später es zum Kriege kommt, desto besser für
uns; aber er kommt sicher. Wir werden siegen, ja wohl,
wir werden siegen, denn unsere Soldaten sind ebenso gut
wie die französischen und unsere Generale sind besser. Eine
längere Periode wird dann eintreten, während welcher wir
gegen Frankreich auf der Hut sein müssen. Vielleicht wird
es noch eines zweiten Krieges bedürfen, um Frankreich zu
beweisen, daß wir ihm ebenbürtig find. Sind die Fran-
zosen erst zu dieser Erkenntnis gekommen, so ist kein Grund
vorhanden, warum nicht Franzosen und Deutsche gute